Hilfe für Thailands Elefanten - Tierklinik XXL: Wenn graue Riesen kränkeln
Lampang - Manchmal hat Motala Schmerzen. Dann legt sie ihren Kopf auf einen weich gepolsterten Balken und verlagert das Gewicht auf die Hinterbeine. So versucht sie, die Vorderbeine zu entlasten. Das linke, an dem sie eine Prothese trägt, und das rechte, das durch die übermäßige Belastung wund ist.
"Motala ist eine unserer bekanntesten Patientinnen", sagt Tierarzt Preecha Phuangkum und klopft der Elefantenkuh sanft die Schulter. Sie wurde vor 18 Jahren im Grenzgebiet von Myanmar und Thailand Opfer einer Landmine und bekam als zweiter Elefant weltweit eine Beinprothese.
25 Kilogramm wiegt die Prothese
Mit ihrem 25 Kilogramm schweren Ersatzbein lebt Motala seitdem hier, in der Elefantenklinik der Stiftung Friends of the Asian Elephant (FAE), bei Lampang im Norden Thailands. Das Elefanten-Krankenhaus gilt als ältestes der Welt. Dort sind die Infusionsnadeln extra dick, der Arzt muss zur Behandlung auf eine Leiter. In der Klinik leben derzeit noch fünf weitere Dauerpatienten. Elefanten, die auf Landminen getreten sind, wegen Unterernährung eingeliefert wurden oder an Augenentzündungen leiden, weil sie zu lange der grellen Sonne ausgesetzt waren.
"Das sind alles von Menschen verursachte Krankheiten", sagt Phuangkum. "Die Mahuts haben keine Liebe zu den Tieren mehr, kein Mitleid. Sie behandeln die Elefanten wie Maschinen." Mahuts, das sind die Elefantenpfleger, -trainer und Betreuer. Einst eine Aufgabe, die mit Ansehen und Stolz verbunden war. Das war 1989 vorbei, als das Abholzen der thailändischen Wälder verboten wurde, und die Arbeitselefanten unwichtig wurden.
Heute dürfen die Tiere nur noch im Tourismus eingesetzt werden und kaum jemand will mehr Mahut sein: zu lange Arbeitszeiten, zu wenig Verdienst. "Wenn du einen Elefanten trainierst, ist das, wie wenn du ihn heiratest", sagt Phuangkum. Eine Verbindung, die sich nicht so einfach lösen lässt. Die Tiere müssen 24 Stunden am Tag umsorgt werden. Und sie sind ihrer Bezugsperson treu.
Mit psychischen Störungen in die Elefantenklinik
Treu war auch der Elefantenbulle Bobo. Doch seine Pfleger wechselten zu oft, irgendwann verkraftete er das nicht mehr. Er wurde mit Gewebeschäden, Augenproblemen und einer schweren psychischen Störung in die Elefantenklinik gebracht – ein unerfahrener Mahut hatte versucht, ihn mit Schlägen auf den Kopf gefügig zu machen.
Bobo blieb nach der Behandlung in der Klinik. Er ist so aggressiv, dass sich ihm nicht einmal sein langjähriger Pfleger bedenkenlos nähern kann. Bobo ist kein Einzelfall: Tierschutzorganisationen machen immer wieder auf die Misshandlung von Elefanten aufmerksam.
Bilder zeigen, wie die Dickhäuter schon als Jungtiere mit einem Stock mit Metallhaken am Ende misshandelt werden. Tierarzt Phuangkum kennt diese Fälle. Trotzdem relativiert er die Aufrufe zum Boykott des Elefantentourismus in Thailand. Es gäbe auch moderne, sanftere Methoden, sagt er.
Im Moment ist die Zukunft der Elefantenklinik ungewiss, die Betriebs-Kosten werden mit Spenden gedeckt. Erst kürzlich hat sich die Leiterin der Stiftung, Soraida Salwala, an die Öffentlichkeit gewandt: "Wir brauchen Hilfe, sonst müssen wir schließen." Was im Fall einer Insolvenz der Stiftung mit Bobo, Motala und den anderen Elefanten passieren würde, weiß Phuangkum nicht. Aber daran will der Tierarzt auch gar nicht denken.
Die Stiftung - seit 1993 aktiv
Die Stiftung "Friends of the Asian Elephant" wurde 1993 von Soraida Salwala und Preecha Phuangkum gegründet. Sie betreibt das weltweit erste Elefantenkrankenhaus, eine Geburtsstation für Elefanten, eine Prothesenwerkstatt und einen mobilen tierärztlichen Dienst. Mehr Infos: www.friendsoftheasianelephant.org.
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