Helfer in Birma bereiten sich auf das Schlimmste vor

Die Lage in Birma bleibt verzweifelt. Nur zögerlich lässt das Regime ausländische Hilfskräfte ins Land, die Vermittlungsversuche von Uno und EU kommen allenfalls schleppend voran. Unterdessen droht eine weitere Schlechtwetterfront.
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Nach dem Zyklon: Verwüstungen in Rangun
dpa Nach dem Zyklon: Verwüstungen in Rangun

Die Lage in Birma bleibt verzweifelt. Nur zögerlich lässt das Regime ausländische Hilfskräfte ins Land, die Vermittlungsversuche von Uno und EU kommen allenfalls schleppend voran. Unterdessen droht eine weitere Schlechtwetterfront.

Für hunderttausende Zyklon-Opfer in Birma ist kein Ende des Elends in Sicht: Nach dem verheerenden Wirbelsturm vor knapp zwei Wochen nähert sich jetzt eine Schlechtwetterfront mit sturzflutartigen Regenfällen, warnten Meteorologen am Donnerstag. Die einheimischen Helfer, die sich im verwüsteten Flussdelta um die Überlebenden kümmern dürfen, bereiten sich nach Angaben des Roten Kreuzes «auf das Schlimmste» vor.

Meteorologen haben für die Südküste Birmas für die kommenden Tage bis zu zwölf Zentimeter Regen vorausgesagt. «Das Land ist schon völlig gesättigt, das Wasser kann nicht abfließen, mehr Leute werden erneut vertrieben und die Gefahr der Ausbreitung von Krankheiten wächst», sagte Joe Lowry von der Rotkreuz-Föderation in Bangkok. Er war gerade aus Rangun zurückgekehrt.

Hilfsgüter aus Deutschland angekommen

In Rangun traf unterdessen der erste Flug mit 20 Tonnen Hilfsgütern aus Deutschland ein, darunter vier Wasseraufbereitungsanlagen. Die Techniker, die die Maschinen am schnellsten einsatzfähig machen könnten, durften allerdings nicht einreisen. Sie haben wie hunderte andere Katastrophenexperten bislang keine Visa erhalten. In Berlin sollte noch am Donnerstag eine Maschine mit 16 Tonnen Hilfsgütern des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) starten. Darunter sind sechs mobile Trinkwasseraufbereitungsanlagen, die 15.000 Menschen am Tag mit Wasser versorgen können.

Bei den Vereinten Nationen in New York wachsen unterdessen Ärger und Frust über den Widerstand der Militärjunta gegen ausländische Helfer. «Die Größenordnung dieser Situation erfordert eine verstärkte Mobilisierung von Ressourcen und Hilfskräften», forderte Generalsekretär Ban Ki Moon. Der Untergeneralsekretär für humanitäre Angelegenheiten, John Holmes, werde persönlich nach Birma reisen, um die Junta zu einer Öffnung zu bewegen. Das hatte allerdings schon Thailands Regierungschef Samak Sundaravej vergeblich versucht. Er unterhält freundschaftliche Beziehungen zu der Militärjunta und war eigens in die abgelegene Hauptstadt Naypyidaw geflogen. «Die Machthaber bekräftigen, dass sie keine ausländische Hilfe brauchen», sagte er anschließend.

EU-Kommissar verhandelt mit Militärjunta

Inzwischen bemüht sich EU-Entwicklungskommissar Louis Michel in Birma weiter darum, die Militärregierung zu einer Öffnung für ausländische Katastrophenhelfer zu bewegen. Michel habe «erste positive Gespräche» mit dem birmanischen Sozialminister geführt, sagte sein Sprecher am Donnerstag in Brüssel. Zudem habe er um Termine mit dem Premier- und dem Außenminister gebeten. Der Kommissar fordert unter anderem 30-Tage-Visa für Hilfskräfte der EU-Kommission und Sechs-Monate-Visa für Hilfsorganisationen unter EU-Vertrag. Die birmanische Führung «prüfe» die Anliegen, sagte der Sprecher. Michel habe außerdem vorgeschlagen, den Militärflughafen der Stadt Pathein für Hilfstransporte zu öffnen. Der Kommissar hatte am Donnerstag auch ein vom Militär kontrolliertes Hilfscamp in der Nähe Ranguns besucht. Zuvor war er mit mehreren EU-Diplomaten in Birma sowie mit Vertretern des Roten Kreuzes und des Welternährungsprogramms der Uno zusammengekommen.

Nach Angaben der Uno sind fast zwei Wochen nach dem Zyklon erst ein Viertel der Opfer notdürftig versorgt worden. Das DRK berichtet, dass allein in der zerstörten Stadt Labutta noch 10.000 Menschen auf der Straße oder unter Bäumen leben. Hilfsorganisationen gehen inzwischen von mindestens 100.000 Toten aus. Bis zu zwei Millionen Menschen brauchen dringend Zelte, Decken und Medikamente. Die Militärregierung spricht offiziell weiter von 60.000 Toten und Vermissten. (nz/dpa)

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