Heilendes Hanf
Mediziner fordern, die therapeutische Verwendung von Cannabis zu erleichtern
BERLIN Kiffen ist umstritten - keine Frage. Dennoch haben Inhaltsstoffe des Hanfs, wie Tetrahydrocannabinol (THC) oder Dronabinol heilende oder lindernde Wirkung: Krebs- oder Aids-Patienten, die an chronischer Appetitlosigkeit und starkem Gewichtsverlust leiden, bekommen dadurch wieder Appetit. Auch bei Schmerzpatienten konnten Experten positive Auswirkungen auf die Patienten feststellen. Bei Multiple-Sklerose-Patienten können Spastik und Blasenstörungen gelindert werden.
Deshalb fordern medizinische Gesellschaften und Patientenverbände die „Erleichterung der medizinischen Verwendung von Cannabisprodukten“. Gestern gab es dazu eine Anhörung im Gesundheitsausschuss des Bundestages. Die Anträge hatten die Fraktionen der Grünen und der Linken gestellt.
Die namhaften Patientenorganisationen und medizinischen Gesellschaften wie Deutsche Aids-Hilfe, Deutschern Patienten Schutzbund und Deutsche Gesellschaft für Suchtmedizin, sowie zwölf weitere Organisationen forderen in ihrer Berliner Erklärung: Die Krankenkassen sollen den Cannabiswirkstoff Dronabinol erstatten, wenn ein Therapieversuch aufgrund der Ergebnisse klinischer Studien sinnvoll scheint.
Die gesetzlichen Krankenkassen lehnen dagegen die Vergabe von Cannabis oder Cannabisprodukten auf Rezept ab. Der Nutzen sei nicht hinreichend geprüft, heißt es in der Stellungnahme des GKV-Spitzenverbandes. Sie verweisen auf bestehende Behandlungsmöglichkeiten, die ausreichend seien. Nur in den wenigsten Fällen erstatten die Krankenkassen die Behandlungskosten, wenn Ärzte den Cannabiswirkstoff Dronabinol verordnen. Wer dagegen den Hanf im Blumentopf züchtet, um sich selbst zu therapieren, bekommt es schnell mit dem Gesetz zu tun, denn Anbau, Zucht und Besitz von Hanf sind strafbar. Auch hier möchten die Verbände eine Änderung des Gesetzes erreichen. Dass Cannabis kein Allheilmittel ist und Nebenwirkungen haben kann, bestreiten die Befürworter der therapeutischen Verwendung nicht.
Der Vorstandsvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin, Franjo Grotenhermen, beklagt: „Für viele kranke Menschen wäre eine Behandlung mit Dronabinol sinnvoll; aus finanziellen Gründen oder aufgrund bürokratischer Hürden können sie jedoch nicht davon profitieren.“ ela