Heftiges Erdbeben in China: über 600 Tote

Im Nordwesten Chinas bebt die Erde: 600 Menschen sterben, 10 000 werden verletzt. Weil die Straße zum Flughafen verschüttet ist, kommen die Helfer nicht zur Katastrophenregion durch
von  Abendzeitung
Gerettet: Helfer ziehen ein Kind aus den Trümmern. Viele Menschen sind noch unter den eingestürzten Häusern und Schulen verschüttet.
Gerettet: Helfer ziehen ein Kind aus den Trümmern. Viele Menschen sind noch unter den eingestürzten Häusern und Schulen verschüttet. © dpa

PEKING - Im Nordwesten Chinas bebt die Erde: 600 Menschen sterben, 10 000 werden verletzt. Weil die Straße zum Flughafen verschüttet ist, kommen die Helfer nicht zur Katastrophenregion durch

Mit bloßen Händen graben Menschen nach Opfern, auf den Straßen irren Verletzte umher und suchen ihre Verwandten: Bei einem schweren Beben in Nordwestchina starben mindestens 600 Menschen, und noch immer liegen zahlreiche Opfer unter den Trümmern der Wohnungen und Schulen begraben.

Die Katastrophe auf dem tibetischen Hochplateau überraschte viele Menschen am frühen Mittwochmorgen im Schlaf. Die 100 000 Einwohner zählende Stadt Jiegu, der Verwaltungssitz der Präfektur Yushi in der Provinz Qinghai, wurde „fast dem Erdboden gleichgemacht“, sagte der Funktionär Zha Xi von der Katastrophenzentrale. „Die meisten Häuser sind eingestürzt.“

Weil das Katastrophengebiet eine unzugängliche Gegend mit schlechten Straßen ist, kamen Helfer von anderen Teilen Chinas am Mittwoch nicht zu den Opfern durch: Die Straße zum nahe gelegenen Flughafen war durch Erdrutsche blockiert. „Gegenwärtig sind wir bei den Rettungsarbeiten auf uns allein gestellt“, sagte Funktionär Xi. „Wir bemühen uns, den Weg zum Flughafen freizubekommen, weil es die einzige Möglichkeit ist, um Hilfsgüter hierher zu bekommen.“

Für die Rettungsteams ist es schwer in das auf 4000 Meter gelegene Jiegu zu kommen

Benachbarte Provinzen haben Rettungsteams und Ärzte entsandt. Das Militär bereitete drei Flugzeuge mit Bergungstrupps und Hilfsgütern vor. Das Verwaltungsministerium in Peking versprach, unter anderem 5000 Zelte sowie je 50 000 Decken und Mäntel in die mehr als 4000 Meter hoch gelegene Erdbebenregion zu schicken. Eine wichtige Maßnahme: Tausende Menschen wurden durch die Katastrophe obdachlos.

Bis Schaufeln und Räumgeräte eintreffen, müssen die Helfer mit bloßen Händen nach Verschütteten graben. Auch an medizinischer Hilfe fehlt es: Auf den Straßen versorgen sich die Menschen notdürftig selbst, Sportstadien werden zu Ersatzkrankenhäusern umfunktioniert. Das Desaster weckt Erinnerungen an die Erdbebenkatastrophe im Mai 2008 in der Nachbarprovinz Sichuan, wo knapp 88 000 Menschen ums Leben kamen (siehe unten). Damals gab es heftige Kontroverse um Pfusch am Bau in Schulen.

Der Dalai Lama sprach sein Mitgefühl aus

Auch diesmal stürzten Schulgebäude ein. Mindestens fünf Kinder einer Grundschule starben, wie die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua meldet. „Viele Studenten sind in den Trümmern eines eingestürzten Gebäudes einer Berufsschule begraben“, so ein Funktionär. Ein Grundschullehrer sagte: „Das Beben kam vor Beginn des Unterrichts. Einige Schüler rannten aus den Schlafsälen, und jene, die nicht rechtzeitig flüchten konnten, wurden begraben.“

Der Dalai Lama drückte sein Mitgefühl für die Menschen in der Nachbarregion Tibets aus, ebenso wie Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Horst Köhler. Papst Benedikt XVI. sagte in Rom, er bete für die Opfer. Die EU hat der Region ihre Hilfe angeboten.

kasa

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