Hasi und der Pupsbär

Was Kosenamen über die Beziehung verraten und warum sie im Bett und im Supermarkt für Irritationen sorgen können
von  Abendzeitung
Süüüüß! Hasen stehen Pate für viele Kosenamen.
Süüüüß! Hasen stehen Pate für viele Kosenamen. © Petra Schramek

Was Kosenamen über die Beziehung verraten und warum sie im Bett und im Supermarkt für Irritationen sorgen können

Bonsai-Adonis, Kartoffelscheibchen, Turboschnecke, Glibberschnute, Utzibutzi, Pupsmeister, Wuschelschmusebär... 2000 zum Teil äußerst bizarre Kosenamen hat der Hesse Stefan Rado in seiner Internet-Datenbank auf sradonia.net zusammengetragen – ganz privat. Wissenschaftlich betrachtet sieht die Sache bodenständiger aus: Laut einer repräsentativen Umfrage nennt auch 2009 fast jeder zweite Deutsche seinen Partner einfach nur „Schatz“, „Schatzi“ oder „Schätzchen“.

„Kosenamen verdeutlichen die Exklusivität einer Beziehung, sind Zeichen besonderer Intimität und Emotionalität“, sagt der Berliner Psychologe und Paarberater Volker Drewes. „Joachim und Petra wird der spezielle Mensch schließlich von aller Welt genannt.“ Schnurzelpurzel und Wolkenhäschen hat man dagegen nur für sich – vorausgesetzt, man verwendet die privaten Bezeichnungen nicht in der Öffentlichkeit.

„Gerade Männer reagieren darauf empfindlich“, sagt der Kölner Sprachwissenschaftler Markus Lindlar. „Stellen Sie sich vor, so ein Managertyp wird an der Kinokasse von seiner Freundin Püpschen gerufen – peinlich.“ Frauen seien da einfach schmerzfreier.

Wenn aus „Dicker" ein „Tiger" wird

Auch im Streit wird ein Kosename Experten zufolge als eher unpassend empfunden. Das spüren die meisten Paare instinktiv und besinnen sich wieder auf den bürgerlichen Namen des anderen – Motto: „Brigitte, kommst du mal...?“ Nachteil: Vornamen werden auf diese Weise negativ konnotiert, erklingen deshalb in manchen Beziehungen nur noch in Krisenzeiten.

Andererseits können verniedlichende Koseformen verheerende Wirkungen auf die Sexualität haben, berichtet Lindlar aus einem offenbar ziemlich verminten Gebiet. „Führt die manchmal damit einhergehende Babysprache zu einer Infantilisierung der Kommunikation in der Beziehung, kann das natürlich auch auf die Libido drücken“, so der Fachmann. Um dem zu entgehen, schaffen sich manche Paare sogar eigene Vokabeln für den Liebesakt, nennen ihr Gegenüber zum Beispiel ausnahmsweise nicht mehr Dicker, sondern Tiger, Hengst oder Wildkatze.

Inspiration im Tierpark

Apropos: „Kratz mich, beiß mich, gib mir Tiernamen!“ – zumindest letzteres gehört in Deutschland längst zum guten Ton. Einfacher Hintergrund: „Tiere gelten schon in der Kindheit als süß und angenehm – diese Vorliebe wird einfach in die Partnerschaft übernommen“, erläutert Lindlar. Die Artenvielfalt biete zudem viel Spielraum, das jeweils passende Geschöpf auszuwählen: „Von Hase bis Panther ist fast alles drin.“ Vielleicht kann ein Besuch im Tierpark Hellabrunn für Inspiration sorgen – solange man das Reptilien-Areal meidet.

Auch sonst ist bei der Wahl Vorsicht geboten: „Wenn in einer frischen Beziehung allzu schnell ein Kosename fällt, kann man schon misstrauisch werden und sich fragen, ob er nicht aus der alten Partnerschaft übernommen wurde oder ein wenig gedankenlos dahergesagt ist“, sagt Jörg Wesner von einer Hamburger Paarberatung. Idealerweise, so die Experten, entstünden die liebevollen Begriffe aus einer gemeinsam erlebten Situation heraus – und sei sie auch noch so schräg, wie offenbar im Fall des Pupsmeisters.

Timo Lokoschat

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