Handystrahlen verhindern Alzheimer - jedenfalls bei Mäusen

Forscher sprechen bereits von einer neuen, effektiveren Alzheimer-Therapie: Bei Mäusen kann die Krankheit mit Handystrahlung bekämpft werden. Ein Münchner Forscher ist skeptisch
von  Abendzeitung
Auch Mäuse können Alzheimer kriegen
Auch Mäuse können Alzheimer kriegen © nz

TAMPA - Forscher sprechen bereits von einer neuen, effektiveren Alzheimer-Therapie: Bei Mäusen kann die Krankheit mit Handystrahlung bekämpft werden. Ein Münchner Forscher ist skeptisch

Die Diagnose Alzheimer ist endgültig. Eine wirksame Therapie gibt es nicht. Oder doch? Derzeit sorgt eine Studie aus den USA für Aufsehen, die genau das bei Labormäusen getestet hat. Das Ergebnis: Handystrahlen verhinderten ein Ausbrechen der Krankheit und linderten das Leiden bei bereits erkrankten Mäusen.

Die Studie wurde mit 100 Mäusen durchgeführt, die meisten davon „Modell-Mäuse“ mit Alzheimer-Gen, bei denen sich im Lauf des Lebens die typischen Eiweiß-Plaques bilden. Die Forscher von der University of South Florida hatten die Mäuse in Käfigen um eine Mobilfunk-Antenne gruppiert. Sie sandte eine für Handys übliche Strahlung mit einer Frequenz von 918 Megahertz aus. Jeweils für zweimal eine Stunde täglich, sieben bis neun Monate lang. Die Dosis entspreche der, wenn sich ein Mensch das Handy ans Ohr hält. Effekt: Junge Mäuse bildeten die Plaques gar nicht erst aus. Bei den älteren, bereits erkrankten Tieren gingen die Ablagerungen zurück; bei Leistungstest schnitten sie ebenso gut ab wie gesunde Mäuse.

Ist die oft kritisierte elektromagnetische Strahlung also gar nicht so böse, wie man immer denkt? Schließlich stehen Handys immer noch im Verdacht, Krebs zu erregen – obwohl bisher keine einzige Studie diesen Zusammenhang eindeutig nachgewiesen hat.

Hans Förstl, Direktor der Klinik für Psychiatrie der TU München, sieht die Studie mit Skepsis: „Zum einen ist die Datenbasis mit 100 Mäusen nicht sehr groß. Ob sich das Ergebnis auf den Menschen übertragen lässt, kann man nicht sagen.“

Außerdem gebe es Studien, die sogar das Gegenteil nahe legen. Die Forscherin Anke Huss von der Uni Bern hat eine Untersuchung vorgelegt, wonach sich bei Menschen, die 15 Jahre oder länger in der Nähe einer Hochspannungsleitung gelebt haben, das Alzheimer-Risiko verdoppelt.

Förstl hält eine andere Methode gegen Alzheimer für erfolgversprechender: die Impfung, zum Beispiel mit einem Eiweiß, das den späteren Ablagerungen im Hirn ähnelt. „So kann der Körper Antikörper entwickeln.“ Denn: „Alzheimer kann genetische Ursachen haben, es gibt aber auch zusätzliche Faktoren wie Bluthochdruck, erhöhte Blutfette, Gicht oder Diabetes Mellitus. Auch die Bildung spielt eine Rolle: Wer mehr Bildung genossen hat, verfügt einfach über größere geistige Reserven.“ Annette Zoch

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