Haiti kämpft mit «Hannas» Folgen

Weit über hundert Menschen sind gestorben. Viele harren noch auf Dächern aus, weil das Wasser in ihren Dörfern steht. In Kuba und den USA bereitet man sich währenddessen auf den nächsten Wirbelsturm vor.
Im Süden Floridas und auf Kuba haben am Samstag wegen des heranstürmenden Hurrikans «Ike» erste Vorbereitungen zur Evakuierung von Städten und Dörfern begonnen. Sorgenvoll beobachteten auch die Menschen in Haiti den Kurs von «Ike», der möglicherweise ihr Land streifen wird. In dem ärmsten Land Amerikas, das nacheinander von den Wirbelstürmen «Hanna» und «Gustav» heimgesucht worden ist, war die Lage auch am Samstag katastrophal.
In Haiti sind nach offiziellen Angaben von Samstag mehr als 136 Menschen umgekommen. Rund 600.000 Bewohner seien direkt von der Katastrophe betroffen, die von den Hurrikans und Regengüssen ausgelöst worden war. Lastwagen der UN, die Hilfe in die überflutete Küstenstadt Gonaïves bringen wollten, mussten angesichts der Wassermassen umkehren. Allein bei Gonaïves im von «Hanna» verwüsteten Norden wollten nach Angaben von Hilfsorganisationen mehr als 10.000 Menschen die provisorischen Unterkünfte nicht verlassen, weil sie fürchten, dass Haiti auch noch von Hurrikan «Ike» getroffen werden könnte. Nach einem Bericht des Kindernothilfe-Koordinators in Haiti, Alinx Jean-Baptiste, ist die Lage aber auch im Süden des Landes dramatisch: «Die Situation ist noch schlimmer als nach dem Hurrikan «Jeanne» im Jahr 2004», berichtete Jean-Baptiste nach Angaben der Kindernothilfe. «Diesmal kommen die Helfer einfach nicht zu den Überschwemmungsopfern durch. Das Wasser steht in einigen Dörfern und Städten noch immer bis zu zwei Meter hoch. Tausende von Menschen warten verzweifelt auf den Dächern ihrer Häuser auf Hilfe.»
Überschwemmungen und Zerstörung
Weite Teile der landwirtschaftlichen Flächen sind durch «Hanna» und «Gustav» verwüstet worden, tausende Häuser zerstört. Auch in der benachbarten Dominikanischen Republik, auf den nördlich gelegenen Turks- und Caicosinseln, den Bahamas und Jamaika kam es zu Überschwemmungen und Zerstörungen. Hilfsorganisationen befürchten, dass in Haiti Ende des Jahres rund die Hälfte der acht Millionen Bewohner vom Hunger bedroht sein werden. Die Vereinten Nationen und die Europäische Union sagten rasche Hilfe zu. «Ike» sollte nach Berechnungen der Meteorologen am Samstagabend oder in der Nacht zum Sonntag im Gebiet der Turks- und Caicosinseln eintreffen. Nach Angaben des US-Hurrikanzentrums in Miami sollte der «potenziell gefährliche Tropensturm» in der Nacht zum Sonntag über die südlichen Bahamas ziehen, dann nördlich an Kuba vorbei die Südspitze Floridas streifen und schließlich den Golf von Mexiko zu erreichen.
Abgeschwächte «Hanna» erreicht Küste
Tropensturm «Hanna» hat in der Nacht zum Samstag abgeschwächt die US-Küste erreicht. Winde mit Geschwindigkeiten bis zu 80 Kilometern die Stunde und die starken Regenschauer richteten aber kaum Schäden an. Die Gouverneure von North Carolina und Virginia hatten vorsorglich den Notstand ausgerufen und die Bewohner in gefährdeten Orten aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Etwa 400 Menschen wurden laut der «Washington Post» in Notunterkünfte gebracht. Allerdings bewegte sich der Sturm mit 36 Kilometern pro Stunde sehr schnell nach Nordosten. Einige Zugverbindungen an der Ostküste zwischen New York und Miami wurden vom Bahn-Unternehmen Amtrak für Samstag gestrichen. Das Nationale Hurrikanzentrum in Miami erwartet, dass «Hanna» abgeschwächt Maryland, Washington, New York und weitere Staaten im Nordosten der USA treffen werde. Der noch über dem Atlantik liegende Tropensturm «Josephine» löse sich hingegen aus, berichtete das Hurrikanzentrum am Samstag. (dpa)