Haiti: Das Chaos nach dem Jahrhundert-Beben

Nach dem Erdbeben in Haiti herrschen in der Millionenstadt Port-au-Prince chaotische Zustände. Tote können nicht geborgen werden, für zahllose Verletzte gab es keine medizinische Versorgung. Bei der Katastophe sind womöglich mehr als 100.000 Menschen ums Leben gekommen.
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Helfer bergen einen Verletzten aus den Trümmern
dpa Helfer bergen einen Verletzten aus den Trümmern

PORT AU PRINCE - Nach dem Erdbeben in Haiti herrschen in der Millionenstadt Port-au-Prince chaotische Zustände. Tote können nicht geborgen werden, für zahllose Verletzte gab es keine medizinische Versorgung. Bei der Katastophe sind womöglich mehr als 100.000 Menschen ums Leben gekommen.

Ein Flugzeug der US-Streitkräfte landete am Mittwoch mit einem Expertenteam in Haiti. Die ersten Frachtflugzeuge mit Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten, Zelten und Spürhunden sind ebenfalls auf dem Weg nach Port-au-Prince. Am (heutigen) Donnerstag wird die Ankunft des US-Flugzeugträgers „USS Carl Vinson“ vor der Küste von Haiti erwartet.

Die USA schicken 2.000 Marineinfanteristen, zivile Helfer, Schiffe, Transportflugzeuge und Hubschrauber in den Karibikstaat. „Wir müssen in ihrer Stunde der Not für sie da sein“, sagte US-Präsident Barack Obama.

Außenministerin Hillary Clinton brach eine Auslandsreise ab, um den Hilfseinsatz von Washington aus zu koordinieren. Auch Verteidigungsminister Robert Gates sagte einen geplanten Besuch in Australien ab. Nach Einschätzung des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) ist ein Drittel der neun Millionen Einwohner dringend auf Hilfe angewiesen.

Zu den ersten Helfern aus dem Ausland gehörten 37 Bergungsspezialisten aus Island, die Ausrüstung mit einem Gewicht von zehn Tonnen mitbrachten. Frankreich schickte 65 Experten für die Beseitigung von Trümmern und sechs Spürhunde auf den Weg, Spanien stellte unter anderem 100 Tonnen an Zelten, Decken und Kochgerät bereit, die in drei Flugzeuge verladen wurden. Bereits vor Ort sind mehrere hundert kubanische Ärzte, die Verletzte in Feldlazaretten behandelten.

Der haitianische Präsident René Preval sagte dem Fernsehsender CNN, das Ausmaß der Katastrophe sei noch nicht zu fassen. Wahrscheinlich seien tausende von Menschen ums Leben gekommen. Es sei aber noch zu früh, um eine genaue Zahl zu nennen.

Einen Tag nach dem Erdbebens liefen Überlebende am Mittwoch wie betäubt auf den Straßen umher, vorbei an Leichen und Trümmern. Viele trauerten um Angehörige und Freunde. Einsatzkräfte suchten in eingestürzten Gebäuden nach Verschütteten. In der Vorstadt Petionville gruben sie sich mit Presslufthämmern oder auch mit bloßen Händen durch die Trümmer eines Einkaufszentrums. In dem verarmten Land setzten bereits kurz nach dem Beben am Montag um 16.53 Uhr Ortszeit (22.53 Uhr MEZ) Plünderungen ein. Viele Menschen holten Nahrungsmittel aus eingestürzten Häusern. Etwa 3.000 Polizisten und Soldaten der UN-Friedenstruppe bemühten sich um die Sicherheit in Port-au-Prince, ihre Kräfte reichen aber kaum aus.

Unter den Todesopfern ist der 63-jährige Erzbischof Joseph Serge Miot, der in seinem Büro erschlagen wurde. Senatspräsident Kelly Bastien wurde im Parlamentsgebäude verschüttet, konnte aber gerettet werden und wurde in ein Krankenhaus der benachbarten Dominikanischen Republik gebracht. Mindestens 16 UN-Mitarbeiter kamen ums Leben, bis zu 150 weitere werden noch vermisst, darunter auch der tunesische Leiter der UN-Friedensmission, Hedi Annabi. Mindestens 56 UN-Bedienstete wurden verletzt.

Auch das Hauptgefängnis von Port-au-Prince stürzte ein. Mehrere Gefangene sollen geflohen sein. (apn)

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