Haiders Doppelleben

Der österreichische Rechtspopulist liebte offenbar - auch oder nur - Männer: Das sorgt in Österreich nun für Debatten - auch um "Witwer" Stefan Petzner. Spielte ein Beziehungsdrama bei dem Tod mit?
von  Abendzeitung
Standen sich sehr nahe: Jörg Haider, Stefan Petzner.
Standen sich sehr nahe: Jörg Haider, Stefan Petzner. © Reuters

KLAGENFURT - Der österreichische Rechtspopulist liebte offenbar - auch oder nur - Männer: Das sorgt in Österreich nun für Debatten - auch um "Witwer" Stefan Petzner. Spielte ein Beziehungsdrama bei dem Tod mit?

Jörg Haiders Doppelleben: Nach dem Tod des Rechtspopulisten wird nun in Österreich offensiv über seine Sexualität debattiert. Und über die Rolle von Stefan Petzner (27). Dass er für Haider mehr war als nur der Generalsekretär, hat Petzner selbst deutlich gemacht. Nun zeichnet sich auch ab, dass womöglich ein Eifersuchtsdrama zwischen den beiden bei Haiders Tod eine Rolle spielte – der Politiker soll mit Tempo 140 und 1,8 Promille in den letzten Sekunden vor seinem Tod mit Petzner gesimst haben.

Das Magazin „profil“ widmet dem Thema, ob Haider schwul oder bisexuell war, drei Seiten. Ein Teil seiner Leser habe sich beschwert, dass jetzt über Haiders Neigung zu Männern berichtet wird – ein ebenso großer Teil habe geklagt, dass erst jetzt darüber berichtet wird, schreibt das Magazin. „Wie umgehen mit einem Ausnahmepolitiker, der die letzten Stunden seines Lebens damit verbringt, sich in einem Schwulenlokal besinnungslos zuzusaufen?“

88 Sekunden nach der letzten SMS war er tot

Bis 23 Uhr war Haider mit Petzner in der Todesnacht bei einem offiziellen Termin in Velden. Dann geht Haider, Petzner fährt nach eigener Aussage noch „einige hundert Meter“ mit ihm mit und stieg dann aus. Haider fährt alleine weiter in die Schwulenkneipe, trinkt dort in kurzer Zeit eine Flasche Wodka zusammen mit einem jungen Mann – und telefoniert immer wieder in erregtem Tonfall, berichteten andere Gäste in dem Lokal.

Um ein Uhr steigt Haider ins Auto, fährt um 1.08 Uhr ein weiteres Telefonat, so die Daten seines Netzbetreibers. Um 1.12 Uhr schickte er eine letzte SMS – „dem Hörensagen nach an Petzner“, so die SZ. Um 1.14 Uhr kommt die Antwort, 88 Sekunden später bricht das Signal ab, um 1.18 Uhr meldet eine Frau beim Polizei-Notruf Haiders Auto-Wrack.

"Sie haben sich auf ihre Weise geliebt"

Nach Haiders Tod hat Petzner einige sehr emotionale öffentliche Auftritte. „Er war mein Lebensmensch. Er und ich wissen, was das heißt“, sagte er weinend. Mit Haiders Witwe Claudia kommt es zum Bruch. Sie setzte durch, dass der 27-Jährige, den mittlerweile auch die SZ als „Lebensgefährten“ von Haider bezeichnet, nicht bei der Trauerfeier reden darf.

Petzners Schwester Christiane sagt über ihren Bruder und den 31 Jahre älteren BZÖ-Chef: „Sie haben sich auf ihre Weise geliebt.“ 75 Prozent ihrer Zeit hätten die beiden miteinander verbracht,, „auch die Wochenenden und Feiertage“, Haider habe ihren Bruder viel häufiger gesehen als seine offizielle Ehefrau.

Umdenken an den Stammtischen

Dass der BZÖ-Politiker die bürgerlich-heterosexuelle Fassade nur aus politischen Gründen aufrechterhält, war in Österreich schon öfters spekuliert worden. Haider war damit gelassen umgegangen – als Bilder von ihm mit jungen Männern in der Schwulen-Disko Tollhaus auftauchten, erklärte er amüsiert, er werde gleich nächste Woche wieder hingehen. Richtig ernstgenommen haben das seine rechts-orientierten Fans nie; doch nun setzt angesichts auch an einigen Stammtisch ein Umdenken ein, hat „profil“ festgestellt: Anders gepolte Menschen seien vielleicht doch nicht so schlecht – also wenn einer wie Haider...

Für Petzner reicht dieser Wandel noch nicht: Haider hatte ihn als Kronprinz ausersehen, doch für sämtliche Ämter wurden andere gewählt. Seine emotionalen Auftritte als „trauernde Witwe“ („Die Presse“) waren einigen BZÖ-Rechtspopulisten dann doch zu peinlich.

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