Hacker-Angriff: Ende der chinesischen Google-Webseite?

Hacker-Angriff auf Menschenrechtler in China: Google will nun beschließen, die Internetsuche in China nicht mehr, wie von der chinesischen Regierung gewünscht, zu zensieren.
von  Abendzeitung
Google hat in China einen Marktanteil von weniger als 30 Prozent
Google hat in China einen Marktanteil von weniger als 30 Prozent © dpa

SAN FRANCISCO - Hacker-Angriff auf Menschenrechtler in China: Google will nun beschließen, die Internetsuche in China nicht mehr, wie von der chinesischen Regierung gewünscht, zu zensieren.

Das kalifornische Unternehmen teilte am Dienstag mit, dies könne auch dazu führen, dass die chinesische Google-Website und die Büros in China geschlossen werden müssten.

Attacke ging von Computern aus China aus

Es habe einen gezielten Angriff auf die eigene Server-Infrastruktur gegeben, erklärte Google-Justitiar David Drummond im Firmenblog. Dieser habe sich gegen die Server von mindestens 20 Unternehmen gerichtet. Bei Google sei versucht worden, den E-Mail-Dienst Gmail zu knacken und an die E-Mail-Konten chinesischer Menschenrechtler zu gelangen. Ausgangspunkt der Attacke seien Computer in China gewesen.

Bei zwei E-Mails hätten die Angreifer das Absendedatum und die Betreffzeile sehen können, nicht aber den Inhalt, erklärte das Unternehmen. Erfolgreicher seien Phishing-Attacken mit dem Ziel gewesen, die Zugangsdaten von E-Mail-Konten chinesischer Regimekritiker in den USA, Europa und China zu erhalten. US-Außenministerin Hillary Clinton sagte, die von Google geäußerten Vorwürfe seien schwerwiegend und zögen viele Fragen nach sich. Die US-Regierung bemühe sich bei der Regierung in Peking um Aufklärung.

Menschenrechtsorganisationen begrüßen Entscheidung

Mehrere Menschenrechtsorganisationen begrüßten die Entscheidung von Google, die Internet-Suche in China nicht länger zu filtern. „Google hat einen mutigen und schwierigen Schritt für die Internet-Freiheit unternommen, um grundlegende Menschenrechte zu unterstützen“, sagte die Präsidentin des Zentrums für Demokratie und Technologie in Washington, Leslie Harris.

Um die Genehmigung für eine chinesische Web-Site mit der Adresse „.cn“, zu erhalten, hatte sich Google 2005 verpflichtet, für diesen Dienst Adressen aus seiner Datenbank zu entfernen, die von der Regierung als anstößig betrachtet werden. Zu solchen verbotenen Themen gehören etwa Diskussionen über eine Unabhängigkeit von Taiwan oder die gewaltsame Niederschlagung der Demokratiebewegung von 1989.

China stellt weltweit die größte Population von Internet-Nutzern. Bei der Suche nach Informationen im Web hat Google in China einen Marktanteil von weniger als 30 Prozent. Marktführer ist der chinesische Anbieter Baidu.

AP

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