Gute Vorsätze: So klappt’s wirklich

MÜNCHEN - Mehr Sport, weniger Rauch und gesündere Ernährung? Oft sind die klassischen Neujahrsvorsätze schon nach wenigen Tagen wieder gebrochen. Die besten Tipps zum Durchhalten
Und? Heute früh schon joggen gewesen? Keller ausgemistet? Und alle Rest-Zigaretten in den Müll gestopft? Nein?! Muss uns eigentlich nicht wundern. Denn trotz aller guter Vorsätze bei Schampus und Böllerkrach – nur die wenigsten Deutschen starten so gesund, sportlich und aufgeräumt ins neue Jahr, wie sie sich’s eigentlich wünschen würden.
Einer Forsa-Umfrage zufolge will zum Beispiel die Hälfte der Deutschen in diesem Jahr abspecken und mehr als jeder Zehnte das Rauchen aufgeben. Wie wir unseren inneren Schweinehund überwinden können, haben wir die Coach-Expertin Silvia Fauck, Sportwissenschaftlerin Beate Helbig, Psychotherapeuten Birgit Mauler – und uns selbst gefragt. Also: Hier sind die wichtigsten Vorsätze und die wichtigsten Antworten:
Ich will mich besser ernähren
Gesunde Lebensmittel im Kühlschrank wären ein Anfang – Fertigpamps, Chips und Süßigkeiten heute im Supermarkt lassen! Kochen Sie für das nächste Job-Mittagessen am Montag einfach mal vor, anstatt sich dort mit Brotzeit oder Fast Food vollzumampfen. Und: Bevor am Sonntag der Tatort anfängt: Karotten, Paprika und Käsestückchen schnibbeln, dazu vielleicht einen Joghurt-Dip reichen. Erdnüsse haben Sie wohl eh keine mehr im Schrank.
Ich will richtig ausmisten
Prima Sache, entmüllen befreit. Also, machen Sie einen Plan: Welche Ecken in ihrer Wohnung brauchen Luft (Keller, Speicher, Rumpelkammer nicht vergessen)? Bis wann genau soll das Gerümpel verschwinden? Wann ist der nächste Sperrmüll- und Flohmarkttag? Wo ist Ihr nächster Wertstoffhof? Aufschreiben! Am besten entscheiden Sie sich, ein bisschen zu renovieren – dann müssen Sie ohnehin alle Möbel verrutschen und werfen mit viel mehr Lust alles Überflüssige raus.
Ich will keinen Geburtstag mehr vergessen
Das ist jetzt wirklich nicht so schwer: Geburtstagskalender kaufen, alles eintragen, an die Küchentür hängen. Und dann zur Sicherheit noch alle Jubeltage als „Termine“ ins Handy tippen – das wird Sie mit dem Gepiepe ausreichend daran erinnern, dass Sie ein Ständchen zu singen haben. Machen Sie’s gleich. Alles, was länger als drei Tage liegen bleibt, wird nix mehr.
Ich will meine Liebe auffrischen
Bevor Sie schweigend beim Abendessen verkümmern? Unbedingt! Schreiben Sie sich gegenseitig Wunschzettel für gemeinsame Zeit. Planen Sie jetzt den gemeinsamen Urlaub fürs ganze Jahr. Geben Sie drei Mal im Jahr ein Fest für Freunde. Erlauben Sie sich gegenseitig Freiräume für Hobbies, Sport und Freunde. Verabreden Sie feste Zeiten für Sinnlichkeit – und ja doch, hübschen Sie sich auf, als wäre Ihr Partner ein aufregendes Date.
Ich will mehr Sport treiben
Wissen Sie das genau? Das klappt nur mit einer echten, ernsthaften Entscheidung! Und dann: Legen Sie sich die Jogging-Kleidung direkt neben das Bett oder in den Rucksack für die Arbeit. Haben Sie die (kostenlosen) Fitnessangebote Ihrer Krankenkasse schon studiert? Probieren Sie da aus, welche Sportart Spaß macht. Und dann buchen Sie fixe Sportstunden bei der Volkshochschule oder im Fitnessclub und suchen sich Mitstreiter. Keine Weicheier! Sondern harte Hunde, die Sie antreiben, wenn Sie schwächeln.
Ich will sparsamer sein
Beim Lippenstift oder beim Lustkauf beim Mercedesfachhändler? Das lässt sich ziemlich gut klären, wenn man sich mal im Detail in seine Ausgabenliste vertieft. Sollte der Blick auf den Kontostand ganz, ganz unerfreulich sein, empfiehlt sich ein Businessplan – und, altmodisch aber effektiv – ein monatliches Haushaltsbuch.
Ich will weniger trinken
Das sagen Sie sich auch nicht zum ersten Mal, was? Diesmal also richtig: Schreiben Sie sich auf, wie viele Gläser Wein, Bier oder Schnaps Sie am Tag in sich reinschütten. Auf wie viele wollen Sie in welcher Zeit reduzieren? Hängen Sie sich das an die Küchentür. Coachen Sie sich runter, bis Sie bei täglich einem Glas angelangt sind. Oder legen Sie Regeln fest: Ich trinke nur noch am Wochenende/ nur noch nach 20 Uhr/ nur noch in Gesellschaft. Zur Not kontakten Sie Experten.
Ich will meine Mutter jede Woche anrufen
Je öfter Sie das machen, umso netter wird’s. Weil Sie dann aus dem Alltag wirklich etwas zu erzählen haben statt nur oberflächlichem „Wie-geht’s- Geht-schon-Dann-is-ja-gut Tschüss“-Blabla. Kleben Sie sich ein „Post-it“ an die Kaffeemaschine mit "Mittwoch: Mama!“. Oder speichern Sie den Termin im Mobiltelefon.
Ich will den Müll raustragen, bevor er stinkt
Der Spitzentrick: Stellen Sie sich den Müllsack erstmal zugeknotet vor die Wohnungstür – das sind nur ein paar Schritte, für die Sie sich nicht extra Schuhe anziehen müssen. Und beim nächsten Mal Rausgehen nehmen Sie ihn einfach mit!
Ich will abspecken
Weil wer das will? Sie selbst? Dann halten Sie schriftlich fest: Welche Diät ist sinnvoll für Sie, wie viel wollen Sie in welcher Zeit abnehmen. Ein Personal Trainer (oder Organisationen wie die Weight Watchers) können beraten.
Auch viele Krankenkassen coachen. Im Internet auf www.tk-online.de malt Ihnen zum Beispiel ein virtueller Coach Ihren Abnehmplan auf und meldet sich per E-Mail, wenn Sie mogeln. Und unter www.heute-anfangen.de wollen Wissenschaftler der FU Berlin dabei helfen, bei der Stange zu bleiben.
Ich will nicht mehr rauchen
Nikotinkaugummis kauen, zur Belohnung Schokolade naschen, alternative Rituale einführen, alle Aschenbecher entfernen, Freunde einbeziehen: Wer’s trotz aller Tricks beim dritten Versuch noch nicht geschafft hat, lässt sich am besten von Experten helfen. Gute Empfehlungen haben die Raucherentwöhnungskurse in der Münchner Psychosozialen Beratungsstelle im Tal. Das Gruppenprogramm dauert zehn Wochen mit wöchentlichen Sitzungen (Krankenkassen zahlen Zuschüsse). Infos gibt es unter Tel. 089/282822 oder im Internet auf tal19.de
Ich will ab jetzt pünktlich sein
Da wirkt nur Disziplin und Selbsterziehung – und machmal ein kleiner Trick für den Start: Stellen Sie sich die Uhr zunächst 15 Minuten vor. Und passen Sie sie jede Woche um eine Minute mehr an die reale Zeit an. Oder: Machen Sie insgeheim mit sich selbst eine frühere Ankunftszeit aus. Dann merkt die Verspätung nur einer, nämlich Sie. Für alle anderen sind Sie pünktlich.
Ich will keine Zeit mehr sinnlos (vor der Glotze/im Internet/beim Computerspielen) verbringen
Vermutlich wollen Sie das wirklich. Bloß: Es fällt Ihnen nix Besseres ein. Also: Schalten Sie mal alle Maschinen aus und fragen sich: Worauf habe ich Lust? Was wollte ich immer schon können? Mit wem zusammen will ich was tun – oder lieber alleine? Dann schreiben Sie sich eine Wunsch-Hobbyliste. Brettspielen? Kochen? Spanisch lernen? Singen? Könnte ein lustiges Jahr werden.
Irene Kleber