"Gustav" wird zum "Stürmchen"

Zwar verschonte der als Hurrikan angekündigte Tropensturm New Orleans - die Bewohner machen sich jetzt über das «Stürmchen» lustig. Doch Entwarnung kann es noch nicht geben - und «Hanna» kündigt sich bereits an.
Der Wirbelsturm «Gustav» hat über dem US-Staat Louisiana deutlich an Kraft verloren. Das Nationale Hurrikanzentrum in Miami stufte ihn in der Nacht zum Dienstag von einem Hurrikan der Kategorie 1 zum tropischen Sturm herab. Mit Windstärken von nur noch knapp 100 Stundenkilometern blieb «Gustav» weit hinter den ursprünglichen Befürchtungen zurück.
Zunächst war damit gerechnet worden, dass er als Hurrikan der Stufe 4 - der zweithöchsten - auf die Küste am Golf von Mexiko auftreffen würde. Die Schäden im US-Staat Louisiana einschließlich der Metropole New Orleans fielen geringer aus als erwartet. Die Bewohner New Orleans, die dort geblieben waren, machten sich über das «Stürmchen» lustig.
Wochenlang ohne Strom
Vielerorts wurden jedoch Häuser in Mitleidenschaft gezogen, häufig fiel auch der Strom aus. Die rund zwei Millionen Evakuierten wurden dennoch aufgefordert, zunächst nicht in ihre Häuser zurückzukehren. Zuvor müsse das Ausmaß der Schäden durch «Gustav» abgeschätzt werden. Allein die Wiederherstellung der Stromversorgung für rund 800.000 Betroffene könnte Wochen dauern. Den Meteorologen zufolge dürfte sich «Gustav» im Laufe des Dienstags weiter abschwächen bis zum tropischen Tiefdruckgebiet. Gleichwohl wurde in New Orleans sowie in den übrigen Küstenregionen noch keine Entwarnung gegeben. Zwar schienen die Dämme zu halten, doch galt die Gefahr noch nicht als endgültig gebannt.
Insgesamt zwei Millionen auf der Flucht
«Gustav» schleuderte zunächst mit Windgeschwindigkeiten bis zu 180 Stundenkilometern riesige Wassermassen gegen die Dämme des Industriekanals in New Orleans. Angesichts der Dammbrüche, die der Hurrikan «Katrina» vor fast genau drei Jahren verursacht hatte, war die Stadt am Wochenende fast vollständig evakuiert worden. Insgesamt befanden sich rund zwei Millionen Menschen auf der Flucht vor «Gustav». Drei Personen kamen im Zuge der Evakuierungen ums Leben, wie die Behörden mitteilten. «Katrina», ein Hurrikan der höchsten Kategorie 5, hatte vor drei Jahren rund 1600 Menschen das Leben gekostet. Wegen der akuten Bedrohung wurde das Programm des Nominierungsparteitags der US-Republikaner in St. Paul im Staat Minnesota stark verkürzt. US-Präsident George W. Bush sagte seine Teilnahme ab und reiste stattdessen nach Texas, um die Maßnahmen zum Katastrophenschutz zu überwachen. Auf «Katrina» hatte die Regierung Bush sehr zögerlich reagiert, was ihr stark angekreidet wurde.
«Hanna» und «Ike» als nächste Bedrohung
Nach «Gustav» bedrohen bereits neue Wirbelstürme vom Atlantik her die US-Küste. Der Tropensturm «Hanna» wurde am Montag zum Hurrikan heraufgestuft. Er erreichte mit Windgeschwindigkeiten von 130 Stundenkilometern zunächst die Bahamas und die Turks- und Caicos-Inseln und nahm dann allmählich Kurs auf die US-Küste zwischen Florida und North Carolina. «Hanna» folgte der Tropensturm «Ike», der laut den Meteorologen binnen 36 Stunden ebenfalls zum Hurrikan werden könnte. Auf der östlichsten Bahama-Insel Mayaguana brachten sich etwa 300 Bewohner entweder zu Hause oder in Notunterkünften der Regierung vor «Hanna» in Sicherheit. Auf den nahegelegenen Turks- und Caicos-Inseln zwangen Wind und Regen zur Schließung des Flughafens und von Schulen. (AP/dpa/nz)