Groß und dreckig: Die Schlitten der Bischöfe
Ob Lehmann oder Meisner: Viele deutsche Kirchenobere fahren dicke Stinker, schimpfen Umweltschützer. Auch Bayern in der Kritik
Berlin - Politiker stehen wegen ihrer dicken Dienstwagen, die die Umwelt belasten, gerne mal am Pranger. Dabei ist das kirchliche Spitzenpersonal, zumindest wenn es um Autos geht, nicht besser. Das zeigt jetzt eine Studie der Deutschen Umwelthilfe (DHU).
Die Umweltschützer haben die Dienstwagen nach Motorisierung, Spritverbrauch und vor allem CO2-Emissionen verglichen. Für die Ergebnisse gab es Rote, Gelbe und Grüne Karten. Absolutes Umwelt-Schlusslicht ist Karl Kardinal Lehmann. Für ihn gab’s Knallrot. Sein Mercedes Benz R350 CDI (Diesel), vom Hersteller als „Königsklasse unter den Familienautos“ beworben, übersteigt mit 223 Gramm CO2-Ausstoß pro Kilometer weit den zulässigen Grenzwert von 130 Gramm pro Kilometer.
Auch Bischof Joachim Kardinal Meisner aus dem Erzbistum Köln sah mit seinem BMW 730d (Diesel) Rot.
Peinlich für die bayerische Geistlichkeit: Nicht eine Grüne Karte ging nach Bayern. Kardinal Reinhard Marx und seine Kollegen vom Erzbistum München und Freising kassierten insgesamt fünf Rote Karten. Ebenso der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa und der Vorsitzende der Bischofskonferenz Erzbischof Robert Zollitsch. Der Grund: Sie hatten der DHU gleich ganz die Auskunft verweigert. „Hier soll wohl ein Mantel des Schweigens über die Motorhaube gebreitet werden“, sagt DHU-Sprecher Daniel Eckhold.
Am besten unter allen Bayern schnitt noch der Evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm ab, der mit seinem BMW 530d (Diesel) immerhin eine gelbe Karte ergatterte. Er lag knapp vor Regionalbischöfin Susanne Breit-Kessler und ihrem BMW 535d (Diesel), die ebenfalls Gelb sah.
Die Umwelthilfe befragte 47 kirchliche Würdenträger. Lediglich fünf – alle evangelisch – halten mit ihrem Dienstwagen den seit 2012 geltenden CO2-Grenzwert ein. 19 Geistliche bekamen die Gelbe Karte, 23 Bischöfe die Rote. Zwar sind die Ergebnisse besser als 2011. Allerdings waren heuer weniger Würdenträger bereit, sich unter die Motorhaube gucken zu lassen.
Was den Kirchen zu denken geben sollte: Die Protestanten gaben ein besseres Bild ab als ihre katholischen Kollegen. Sie fahren nicht nur die umweltverträglicheren Autos, sondern sind auch auskunftsfreudiger.
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