Groß-Fahndung suche weiter mit Hochdruck nach Michelles Mörder

In der bislang größten Sonderkommission der sächsischen Polizei arbeiten 180 Ermittler fieberhaft daran Michelles Mörder zu finden. Währenddessen trauern am ersten Schultag nach den Ferien Eltern, Lehrer und Kinder an Michelles Grundschule.
Bei der Suche nach dem Mörder der achtjährigen Michelle aus Leipzig hat die Polizei noch immer keine heiße Spur. Es gebe fast stündlich neue Hinweise, der entscheidende sei aber noch nicht dabei gewesen, sagte ein Polizeisprecher. «Es gibt absolut nichts Neues.» Die Polizei richtet sich unterdessen auf eine längere Fahndung ein.
Der Polizeisprecher sagte, die Sonderkommission «Michelle» mit knapp 180 Mitgliedern suche weiter mit Hochdruck nach Spuren, die helfen könnten, den Mörder zu überführen. Ein Schwerpunkt sei es, Tasche und Jacke des Kindes zu finden. Auch die Überprüfung der Alibis von mehr als 250 vorbestraften Sexualstraftätern in Leipzig soll weiter gehen. Der Sprecher dämpfte zugleich Hoffnungen auf einen schnellen Fahndungserfolg. «Zu glauben, wir sind in wenigen Tagen mit der Überprüfung aller Spuren und Hinweise durch, ist nicht realistisch.» Die Polizei will die am Wochenende verhängte Nachrichtensperre zu Details ihrer Suche weiter aufrechterhalten. «Der Täter soll nicht wissen, was die Polizei schon weiß», sagte der Sprecher zur Begründung. Zuvor wurde kritisiert, dass in den Medien bereits Dinge preisgegeben wurden, die eindeutig Täterwissen seien. Dennoch zitiert die «Bild»-Zeitung in ihrer Montagsausgabe einen namentlich nicht genannten Ermittler, der berichtet, dass ein Kampf zwischen Michelle und ihrem Mörder für möglich gehalten werde. Zudem veröffentlicht die «Bild»-Zeitung seit Samstag ein «Fahndungsfoto der Polizei», wobei es sich nach Polizeiangaben jedoch um das Phantombild eines Mannes handelt, der vor vier Monaten ein elfjähriges Mädchen nach der Schule verfolgte, zu Boden riss und ihr seine Finger in den Mund steckte. Die Polizei bestätigte, dass es diesen Vorfall gegeben hat, betonte aber, es sei lediglich ein Anhaltspunkt für die Ermittler.
Kein normaler Schultag in Leipzig
An Michelles Grundschule begann am Vormittag wie in ganz Sachsen der erste Unterrichtstag nach den Sommerferien. An der Schule des ermordeten Mädchens war ein Team von Schulpsychologen im Einsatz. «Es ist kein normaler Schultag», sagte ein Sprecher der Schulbehörde. Die Stimmung sei gedrückt gewesen. Lehrer und Psychologen versuchten in Gesprächen, Ängste bei den Kindern abzubauen. Viele Eltern und Kinder legten Blumen vor dem Schuleingang ab und entzündeten Kerzen an der Stelle, an der schon ein ganzes Meer von Blumen, Briefen und Kuscheltieren zu finden ist. Michelle war am Montag vor einer Woche nicht von der Ferienbetreuung aus ihrer Schule nach Hause zurückgekehrt. Mit einem Großaufgebot suchte die Polizei anschließend nach dem Mädchen. Am vergangenen Donnerstag war ihre Leiche in einem Park in der Nachbarschaft von Schule und Elternhaus entdeckt worden. Den Ermittlern zufolge wurde Michelle ermordet. Ob sie sexuell missbraucht wurde, ließen die Fahnder offen.
«Er wird gerechter Strafe nicht entkommen»
In einem offenen Brief, der in allen Grundschulen in und um Leipzig verteilt wurde, rief die Polizei Eltern dazu auf, mit ihren Kindern in geeigneter Form über das Verbrechen und die Tricks von Tätern zu sprechen. «Prägen Sie ihren Kindern ein, sich nicht auf Versprechungen einzulassen, keine Geschenke anzunehmen und den Aussagen von Fremden keinen Glauben zu schenken», heißt es in dem Schreiben von Landespolizeipräsident Bernd Merbitz und Leipzigs Polizeichef Horst Wawrzynski. Beide versicherten zugleich, bei der Suche nach dem Mörder alle nur möglichen Anstrengungen zu unternehmen. «Er soll seiner gerechten Strafe nicht entkommen, wenn es eine solche geben kann.» (nz/AP)