Größte Deponie Europas: Müllabfuhr auf Italienisch

NEAPEL - Im Raum Neapel eskalieren die Spannungen: Die Bürger protestieren gegen eine neue Mülldeponie – und Ministerpräsident Berlusconi droht mit dem Einsatz der Armee gegen die Demonstranten.
Geht’s noch? Notfalls mit der Armee will er gegen seine aufgebrachten Bürger vorgehen. Das kündete Italiens Ministerpräsident Berlusconi an – und verteidigte weiter sein umstrittenes Projekt, in der Nähe von Neapel, mitten im Nationalpark Vesuv, die größte Mülldeponie Europas zu errichten. Er reagierte mit der martialischen Ankündigung auf die massiven Proteste in den betroffenen Ortschaften.
Zum ersten Mal loderte das Müllthema in der süditalienischen Metropole vor zwei Jahren auf. Wegen überfüllter Deponien versank die Millionenstadt wochenlang in ihrem eigenen Müll. Dann griff – schon einmal – Berlusconi durch und sorgte für einen neuen Abladeplatz.
Doch der ist längst voll und mangels sinnvoller Müllverwertung quellen in Neapel wieder die Tonnen über, wird der Müll einfach auf die Straßen geschmissen – und rottet dort vor sich hin. Der Hauptgrund ist, dass es auch zwei Jahre nach dem Notstand kaum Recycling gibt, nur 18 Prozent des Abfalles der Region werden getrennt. Raffaele Del Giudice von der Umweltschutzorganisation „Legambiente“ sagte zu tagesschau.de: „Dieser neue Notstand kommt nicht unerwartet, das ist weitgehend selbstverschuldet. Seit 2008 hat die Deponie das Problem nur verschoben, aber das Entsorgungsproblem nicht strukturell gelöst.“ Und so wächst die Wut der Bevölkerung.
Seit Tagen protestiert sie, wird die bereits überlastete Deponie in der Nähe von Terzino blockiert. Seit Mittwoch eskalieren die Proteste.
An einer der Straßensperren flogen Molotowcocktails und Steine, als die Polizei versuchte, die Blockade zu durchbrechen. In Terzino und im Nachbarort Boscoreale kam es zu nächtlichen Ausschreitungen. mh