Granate im Kinosessel löst Großeinsatz der Polizei aus

DÜSSELDORF - Das hätte schlimm ausgehen können: Ein Unbekannter hat am Donnerstag in einem Kino in Düsseldorf eine Handgranate liegen gelassen – und einen Großeinsatz der Polizei ausgelöst
Wer schmuggelt eine Handgranate jugoslawischer Bauart nach Deutschland, um sie dann nach dem Michael-Jackson-Film im Kinosaal zu vergessen?
Streifenwagen der Düsseldorfer Polizei rasten am Donnerstagabend zu einem Kino. Eine Reinigungsangestellte hatte um 19.45 Uhr nach der Filmvorstellung in einem Kinosessel einen dicken, in eine Papierserviette gewickelten Gegenstand gefunden und alarmierte einen Sicherheitsbeauftragten, der ihn sicher in einem abgelegenen Betontreppenhaus des Gebäudes deponierte. Die Polizei sicherte das Kino mit mehreren dutzend Beamten ab, ein Sprengstoffexperte identifizierte den Gegenstand tatsächlich als funktionstüchtige Handgranate.
Kurz zuvor hatten in dem Kinosaal noch 50 Menschen den Michael-Jackson-Film „This is it“ gesehen – einer der Zuschauer muss die Granate wohl ins Kino gebracht haben.
Allerdings: Die Handgranate war zwar scharf, aber gesichert – und konnte auch nicht von selbst explodieren.
Der Sprecher der Düsseldorfer Polizei, Gunter Herring, sagte der AZ: „Wir haben das gesamte Kino daraufhin vier Stunden lang bis Mitternacht gesperrt und mit sechs Spürhunden abgesucht.“ Erst dann gaben die Polizisten Entwarnung.
Herring ist selbst noch etwas perplex: „Solche Fälle gab es ja schon öfter, aber in einem Teich oder im Wald – dass jemand eine Granate im Kinosessel liegen lässt, ist mir neu.“
Laut Herring handelt es sich bei der Granate nicht etwa um ein altes Museumsstück, sondern um ein „aktuelles Modell“. Es muss also erst vor kurzem nach Deutschland gekommen sein.
Der Fund wirft Fragen auf: Ein Anschlag sei unwahrscheinlich, sagt die Polizei, schließlich sei die Granate gesichert gewesen. Während der Vorstellung hätte der Täter dagegen genug Zeit gehabt, sie detonieren zu lassen, tat es aber nicht.
Mysteriös: Ein moderner Armee-Sprengkörper, der erst vor Kurzem ins Land kam – warum nimmt den jemand in ein Kino mit und vergisst ihn dann scheinbar arglos dort? Ein Bekennerschreiben tauchte noch nicht auf.
„Das LKA ermittelt auf Hochtouren“, sagt Gunter Herring. „Allerdings können wir noch überhaupt nichts über das Motiv sagen.“ Einziger Anhaltspunkt: Spuren auf der Serviette, in die die Granate verpackt war.
rg