GPS in Flugzeugen könnte Leben retten
DENVER - Fliegen Flugzeuge auf den Ozean hinaus, verschwinden sie für Stunden von den Radarschirmen. Satellitennavigation aber kennt keine Schwarzen Löcher. Die Umstellung der Flugbeobachtung ist bislang an den Kosten gescheitert.
Dank GPS können gestohlene Autos oder verunglückte Wanderer an nahezu jedem Ort der Erde sekundenschnell aufgespürt werden. Nur Flugzeuge sind nicht mit der Satellitennavigationstechnik ausgerüstet. Sie werden nach wie vor mit Radarsystemen geortet.
Fliegen sie auf den Ozean hinaus, verschwinden sie für Stunden von den Schirmen, und können bei einem Absturz nicht entdeckt werden, wie der A330, der in der Nacht zum Montag über dem Atlantik verunglückte. «Die Technologie ist da, wir haben die Geräte seit 15 Jahren», sagt Michael Boyd, Luftfahrtexperte aus Colorado. «Aber kaum etwas ist geschehen, um sie für den Luftverkehr zu nutzen. Mit meinem Blackberry kann ich überall gefunden werden. Warum können wir das nicht mit Flugzeugen machen?»
In den USA wird der Aufbau eines GPS-Systems für Linienflieger seit den neunziger Jahren diskutiert. In Teilen des Landes, in Alaska sowie vor der Golfküste, wird es bereits getestet. Einige Airlines wie Southwest haben ihre Maschinen sogar schon aufgerüstet, was ein schnelleres und präziseres und damit auch kerosinsparendes Landen ermöglicht.
Aber eine vollständige Umrüstung, die schätzungsweise 35 Milliarden Dollar, umgerechnet 25 Milliarden Euro, kosten würde, ist im Streit über die Finanzierung und über die technische Kompatibilität noch nicht in Angriff genommen worden. US-Verkehrsminister Ray LaHood hat dies zwar zur Priorität der neuen Regierung erklärt. Dennoch wird mindestens noch ein Jahrzehnt das bestehende Radarsystem beibehalten.
«Ein plumpes System»
«Es ist ein plumpes System, was wir da noch nutzen», sagt Robert Poole, Luftfahrtexperte von der Reason Foundation. 320 Kilometer von den Küsten entfernt verschwinden alle Flugzeuge von den Radarschirmen. Die Positionen der Maschinen können nur anhand der Flugrouten und der Reisegeschwindigkeit geschätzt werden. Mit großer Ungenauigkeit, die verheerend sein kann. «Wenn ein Flugzeug auf dem Wasser landen muss und es gibt Überlebende, könnte die Hilfe viel zu spät kommen, weil die Passagiere von den Rettungskräften nicht gefunden werden», sagt Boyd. «Und wenn eine Maschine über dem Atlantik entführt würde, würden wir es erst erfahren, wenn sie irgendwo in Landnähe wieder auftaucht.» Und bei Abstürzen im Schwarzen Loch, wie beim Flug A477 mit 228 Menschen an Bord, wird die Suche nach der Blackbox nahezu unmöglich.
Dank GPS dem Unwetter entkommen
Ein kompletter Stromausfall wie bei der Unglücksmaschine würde zwar auch die GPS-Technik lahmlegen. Aber das Satellitensystem würde die präzise Lokalisierung des Flugzeugs zur Zeit des Stromausfalls ermöglichen. Und dies ist für die Ermittlung der Absturzursache oft entscheidend. Nicht zuletzt könnten dank GPS Katastrophen wie die jüngste vermieden werden. Denn die Satellitentechnik erlaubt es, exakte und aktuelle Wetterkarten zu erstellen. Damit könnten Piloten Unwetterzonen umfliegen statt hineinzusteuern. «Könnten wir Leben retten, wenn Flugzeuge mit GPS ausgerüstet wären?», fragt Boyd. «Die Antwort lautet: Ja.» (Michael Tarn/AP)
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