Gorch Fock: Soldatin (18) tot geborgen

Seit Tagen gab es schon keine Hoffnung mehr: Jetzt wurde die Leiche einer 18-jährigen Soldatin in der eiskalten Nordsee gefunden. Sie war am 4. September über Bord der "Gorch Fock" gegangen.
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Stolze Soldatin: Jenny B. neben der Schiffsglocke der "Gorch Fock".
dpa Stolze Soldatin: Jenny B. neben der Schiffsglocke der "Gorch Fock".

KIEL - Seit Tagen gab es schon keine Hoffnung mehr: Jetzt wurde die Leiche einer 18-jährigen Soldatin in der eiskalten Nordsee gefunden. Sie war am 4. September über Bord der "Gorch Fock" gegangen.

Es war der Abend vor ihrem 19. Geburtstag. An Bord der „Gorch Fock“ schiebt Jenny B. Seewache. Das Segelschulschiff der Bundesmarine befindet sich nördlich von Norderney, gleitet unter vollen Segeln lautlos durch die Nacht. Irgendwann in diesen Stunden muss die junge Frau über Bord gegangen sein – unter bis heute ungeklärten Umständen. Jetzt wurde die Leiche der Offiziersanwärterin gefunden, nördlich von Helgoland, mehr als 200 Kilometer von der Unglückstelle entfernt. Eine Fischerei-Aufsichtsboot hatte die im Wasser treibende Leiche bei Dunkelheit zufällig entdeckt und sie geborgen. „Das war viel Glück“, sagt Kapitän Jan Ströhmer.

Was war geschehen?

Eine erste Obduktion ergab, dass die junge Frau ertrunken ist, Spuren von Fremdeinwirkung wurden nicht gefunden. Doch was in der Nacht zum 4. September wirklich geschah, bleibt unklar. Wurde Jenny über die Reling gestoßen? War es ein Unfall? Oder hat sie gar Selbstmord begangen? Letzteres wird eigentlich ausgeschlossen. Im Internet findet sich eine Selbstbeschreibung von Jenny B., die geradezu vor Lebenslust zu strotzen scheint: „Ich bin ein Typ, zum Pferdestehlen“, als Hobbys gab sie „mit Freunden einen drauf machen und das Leben genießen“ an und schreibt „das Leben ist zu kurz, um langsame Musik zu hören.“ Zum Zeitpunkt des Unglückes herrschten zwar Windstärke sieben und zwei Meter hohe Wellen, trotzdem sei die Schiffslage der „Gorch Fock“ ruhig und stabil gewesen. Die Marine schloss auch Nachlässigkeiten bei den Sicherheitsmaßnahmen aus.

Die Hilfsmannschaften hatten in der vergangenen Woche die gezielte Suche nach der Soldatin eingestellt. Zuvor hatten sich Schiffe, Hubschrauber und „Tornado“-Aufklärungsflugzeuge mehrere Tage an der Suchaktion in der Nordsee beteiligt. Die Chancen, die Soldatin lebend zu bergen, wurden jedoch schon kurz nach dem Unfall als gering eingeschätzt. Die Wassertemperatur betrug zum Unglückszeitpunkt 17 Grad Celsius.

Trotzdem hatten sich ihre Eltern im nordrhein-westfälischen Geilenkirchen bis zuletzt Hoffnungen gemacht, ihre Tochter lebend wiederzusehen. „Wir hoffen alle auf ein Wunder, dass Jenny von irgendeinem Schiff aufgenommen worden ist und vielleicht ohne Erinnerung oder sogar ohne Bewusstsein irgendwo gepflegt wird“, hatten sie in einer Erklärung geschrieben, die auf einer ausgerechnet für gestern geplanten Pressekonferenz der Eltern verlesen werden sollte – doch kurz zuvor erhielten sie die Todesnachricht.

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