Google: Kriegserklärung an Microsoft

HAMBURG - Google beherrscht mit seiner Suchmaschine das Internet. Jetzt bringt die Firma auch noch ein eigenes Betriebssystem heraus – und damit den Computer-Giganten Micrsoft in Bedrängnis
Es ist der öffentliche Angriff auf Microsofts letzte Bastion: das Betriebssystem. Mitte 2010, verkündete das Internet-Unternehmen Google in einem Blog, sollen erstmals Netbooks mit „Google Chrome OS“ in die Läden kommen.
„Ein logischer Schritt“, sagt Computerexperte und Chip-Redakteur Andreas Hentschel. Denn der Markt für die kleinen Netbooks wächst. Sie sind vor allem fürs Surfen im Netz, das Lesen von E-Mails und Textverarbeitung gedacht. Vorinstalliert ist meistens das Betriebssystem XP von Windows – doch das ist mittlerweile neun Jahre alt. „Für die Netbooks gibt es kein passendes System, deshalb ist Googles Entscheidung, ein abgespecktes Betriebssystems zu entwickeln, nachvollziehbar.“
Die Basis von „Google Chrome OS“ soll, wie der Name schon sagt, der Browser „Google Chrome“ darstellen. „Wir entwerfen ein schnelles Betriebssystem, das auf das Nötigste reduziert ist und die Nutzer innerhalb weniger Sekunden ins Web bringt“, verspricht Google-Vizepräsident Sundar Pichai. Ein System für Desktop-Rechner soll später folgen.
„Es ist ein Angriff auf Microsoft“
Bis Google Microsoft in diesem Segment Konkurrenz machen könnte, dürfte es nach Einschätzung von Hentschel eine Weile dauern. „Aber es ist ein Angriff auf Microsoft.“ Seit 20 Jahren dominiert Microsoft die Computer weltweit: Auf 90 Prozent aller PCs ist eines der Betriebssysteme des Herstellers aus den USA vorinstalliert. Dass die Vormachtstellung von Microsoft, das Bill Gates 1975 gründete, langsam schwindet, zeigen außerdem die Browser: Seit 2002 sinkt der Anteil der Nutzer des Internet Explorers. Die Konkurrenz dagegen, zum Beispiel Mozillas „Firefox“, graben Microsofts Web-Navigator langsam das Wasser ab.
„Ein Browser ist schnell gewechselt“, sagt Hentschel. Die Mühe, ein vorinstalliertes Betriebssystem durch ein neues zu ersetzen, machen sich nur die wenigsten Computernutzer. Deshalb wird es vor allem auf die Zusammenarbeit mit den Hardware-Firmen ankommen – und sie davon zu überzeugen, „Google Chrome OS“ serienmäßig auszuliefern. Man arbeite mit vielen Hardware-Herstellern zusammen, „um im nächsten Jahr eine Reihe von Netbooks in den Handel bringen zu können“.
Christoph Landsgesell