Googeln? Oder Bingen? Die Suchmaschinen im AZ- Test

MÜNCHEN - Microsoft startet mit einer neuen Suchmaschine zum Angriff auf den Marktführer. Mit Erfolg? Eine AZ-Reporterin macht den Selbstversuch
Die Suchmaschine Google ist so berühmt, dass manche Menschen denken, sie wäre identisch mit dem Internet. Doch das stimmt nicht: Auch wenn das Wort „googeln“ als Begriff für „suchen im Internet“ sogar in die deutsche Sprache Eingang gefunden hat – es gibt auch andere Suchmaschinen. Seit gestern sogar eine besonders hochkarätige: Mit „Bing“ startet der Software-Riese Microsoft zum Generalangriff auf Google. Die AZ unterzieht die beiden Suchmaschinen einem Praxistest:
Aussehen, Funktionen, Bilder - die AZ hat's getestet.
Der Look: Mit Schnee bedeckte Berge, ein türkis leuchtender See, auf dem See eine Insel mit einem Haus, strahlend blauer Himmel: Das Bild auf der Startseite von Bing lädt zum Träumen ein. Aber was hat das auf der Startseite einer Suchmaschine verloren? Werbung für die Berge, die unberührte Natur oder ist das vielleicht das Urlaubsziel von Bill Gates?
Die Startseite von Google ist da klarer: Sechs Buchstaben in Blau, Rot, Gelb und Grün, dahinter klinisches Weiß. Nicht gerade schön, aber eben auch nicht verwirrend. Die Startseite von Google erfüllt ihren Zweck: Punkt für Google
Google geht in Führung....
Die Suche: Und was ist mit der Suche selbst? Ich tippe „Air France vermisst“ ein und finde bei Bing von einem Abkürzungsverzeichnis bis zu einem Rechtsanwalt alles – nur nichts über die Flugzeugkatastrophe. Bei Google ist das anders. Hier finde ich sofort, was ich wollte: Informationen über das verschwundene Flugzeug: 2:0 für Google
Die Maschine: Was auf den ersten Blick so grundlegend anders wirkt, ist letztendlich doch nur ein Google-Nachbau. Web, Bilder, Videos, Maps, Shopping, News – die Such-Rubriken haben nicht nur die gleichen Namen wie bei Google, sie stehen sogar in der selben Reihenfolge im linken, oberen Bildrand. Soll dem Nutzer ein Google-Imitat im neuen Gewand vorgeführt werden? Auch bei der Web-Suche werde ich das Gefühl nicht los: Überschriften in Blau, die Seiten-Links in Grün und Werbung in einer Extra-Spalte rechts: Google weitet seine Führung aus.
... dann holt Bing auf.
Die Bilder: Als Münchner Kindl habe auch ich das ganze Jahr Sehnsucht nach dem Oktoberfest. Mal schauen, welche Bilder mir Bing dazu bieten kann. Hübsche Mädels in feschem Dirndl, knackige Jungs in Lederhose und das erleuchtete Riesenrad bei Nacht. Das gefällt mir! Und auch das Layout der Bilder-Suche überzeugt: Ohne überflüssigen Schnickschnack sind die Bilder aufgelistet. Halte ich die Maus auf ein Bild, sehe ich das Bild selbst noch etwas größer. Die Bildergebnisse bei Google sind ähnlich, die Suche selbst wirkt aber unübersichtlicher: Erster Punkt für Bing.
Der Selbsttest: Um zu erfahren wie wichtig man ist, googeln sich nicht nur Journalisten gelegentlich selber. Nun der Selbsttest bei Bing. Mit einem ernüchternden Ergebnis: Nicht ein einziger Artikel taucht von mir auf. Mein Selbstwertgefühl ist am Boden und kann nur noch vom Google-Ergebnis wieder aufgebaut werden. Ich komme zu dem Schluss: “Googeln“ klingt eh besser als „Bingen“! Fazit: 4:1 – klarer Sieg für Google.
Franziska Faßbinder