Golf von Mexiko: Das Öl tritt weiter aus

Enttäuschung am Golf von Mexiko: Die Abdeckung über dem defekten Bohrloch hält. Doch die Leitung ist an einer anderen Stelle undicht. Die US-Regierung ist verärgert
von  Abendzeitung
Der neue Zylinder, der das Leck schließen soll
Der neue Zylinder, der das Leck schließen soll © dpa

WASHINGTON - Enttäuschung am Golf von Mexiko: Die Abdeckung über dem defekten Bohrloch hält. Doch die Leitung ist an einer anderen Stelle undicht. Die US-Regierung ist verärgert

Es hat wohl nicht sollen sein: Im Golf von Mexiko sickert trotz einer provisorischen Abdichtung erneut Öl aus dem Meeresboden. Der Sonderbeauftragte der US-Regierung für die Umweltkatastrophe, Thad Allen, forderte in einem Brief den BP-Konzern auf, die Überwachung vor Ort zu verstärken und ihn umgehend über neue Entwicklungen zu informieren.

Sollte tatsächlich Öl austreten, müssten die Ventile der neuen, 68 Tonnen schweren Auffangglocke erneut geöffnet werden, damit die Lage nicht noch schlimmer und schwieriger zu kontrollieren wird.

BP wurde beauftragt, den Meeresboden genau zu beobachten und Erkenntnisse über ein Aussickern innerhalb von vier Stunden der US-Regierung zu melden, schrieb Allan. Sollte tatsächlich Öl austreten, müsse BP so schnell wie möglich einen Ablaufplan zur Öffnung der Ventile vorlegen.

Ein BP-Sprecher wollte zu den Angaben keine Stellung nehmen. „Wir arbeiten weiter sehr eng mit den Wissenschaftlern der Regierung zusammen“, sagte Mark Salt.

Die Experten hatten zuvor festgestellt, dass der Druck, mit dem das Öl aus der Quelle in den Auffangtrichter sprudelt, geringer war als gedacht.

Das könnte auf ein bisher unbekanntes Leck hinweisen. Es könnte aber auch ein Anzeichen dafür sein, dass die Quelle schon teilweise erschöpft ist – das Ölfeld im Untergrund stünde dann nicht mehr unter so hohem Druck wie zu Beginn der Katastrophe. Ein Leck könnte jedoch den Meeresboden weiter destabilisieren.

Der Ölkonzern und die US-Regierung sind sich derzeit nicht einig über die nächsten Schritte. BP hofft, den Austritt von Öl ins Meer mit Hilfe der Glocke bis zur endgültigen Abdichtung zu blockieren.

BP-Manager Doug Suttles sagte, das Öl müsse nicht zwangsläufig über eine Auffangvorrichtung abgepumpt werden. Dazu müssten erst die Ventile der riesigen Glocke geöffnet werden, um den Druck zu reduzieren. Das dauert drei Tage. Erst dann kann eine Leitung zu den Tankschiffen an der Wasseroberfläche angeschlossen werden. Wieder würde Öl tagelang ungehindert ins Meer strömen. BP will vermeiden, dass solche Bilder erneut live zu sehen sind

Die Regierung will dagegen kein Risiko eingehen und das Öl abpumpen. Allan erklärte, das Öl solle über eine Steigleitung an die Oberfläche gebracht und dort von Schiffen aufgenommen werden. Die Kosten der Ölkatastrophe im Golf stiegen unterdessen auf fast vier Milliarden Dollar (drei Milliarden Euro). BP erklärte gestern, bisher seien 207 Millionen Dollar gezahlt worden, um einzelnen Forderungen von Bewohnern der betroffenen Regionen beizulegen.

Insgesamt seien 116 000 Forderungen eingegangen, mehr als 67500 Zahlungen seien geleistet worden. Die Kosten für die Arbeiten an dem defekten Bohrloch, Reinigungsarbeiten und Zahlungen an die US-Regierung beliefen sich insgesamt auf 3,95 Milliarden Dollar. Es sei noch zu früh, um die endgültigen Kosten zu schätzen. Sie könnten vor allem deswegen noch ansteigen, weil die Reinigung der Strände und der Fischgewässer wesentlich aufwändiger und zeitraubender ist als bisher angenommen wurde.

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