Golf von Mexico: Erster greifbarer Erfolg im Kampf gegen Ölpest
BRATARIA/USA - Erstmals haben die Experten im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko einen nachhaltigen Erfolg erzielt: Der Absaug-Trichter über dem lecken Bohrloch saugte nach Angaben der US-Küstenwache innerhalb der ersten 24 Stunden rund eine Million Liter Öl ab.
Der Chef des Ölkonzerns BP, Tony Hayward, zeigte sich am Sonntag zuversichtlich, dass mit dem Trichter letztlich das meiste des auslaufenden Öls aufgefangen werden könne. Inzwischen werden aber auch die Folgen der größten Öl-Katastrophe der USA immer deutlicher.
Die Ölmenge, die täglich abgesaugt wird, soll nach und nach erhöht werden, wie Admiral Thad Allen von der US-Küstenwache am Samstag berichtete. Schätzungsweise die Hälfte bis drei Viertel des Öls laufen aber nach wie vor ungehindert ins Meer. Nach einer Schätzung der US-Regierung fließen täglich insgesamt etwa 1,9 bis 3,8 Millionen Liter Öl aus dem offenen Bohrloch. Langfristig soll der Ölstrom mit zwei Entlastungsbohrungen gestoppt werden – bis dahin werden aber noch zwei Monate vergehen.
Insgesamt sind seit dem Untergang der Bohrinsel „Deepwater Horizon“ am 20. April schon etwa 83 Millionen bis 182 Millionen Liter Öl ausgelaufen. Die Kapazitätsgrenze der Absaug-Vorrichtung liegt laut Allen bei rund 2,4 Millionen Litern pro Tag. Ingenieure des Ölkonzerns BP, der für das Unglück verantwortlich ist, wollen nun langsam Öffnungen an dem Trichter schließen, durch die Öl ins Meer gelangt.
Dabei ist Vorsicht geboten, denn bei einem früheren Versuch mit einer Absaug-Glocke waren Öl und Gas wegen des hohen Drucks und der niedrigen Temperaturen zu einer eisigen Masse gefroren, die die Öffnung verstopfte. Die Aktion scheiterte. Allen verglich den Vorgang mit einem Finger, den man in einen Gartenschlauch steckt, um den Wasserfluss zu stoppen: „Sie wollen Ihren Finger weder zu schnell in den Schlauch stecken noch zu schnell wieder rausziehen.“ Unterdessen werden die Folgen der Ölpest immer deutlicher sichtbar. An der Küste dringt das Öl weiter in das ökologisch sensible Sumpfland vor, Wellen spülen in immer mehr Regionen schmierige Ölklumpen an die Strände der betroffenen US-Staaten Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida. Die Wut der Anwohner wächst angesichts ihrer Hilflosigkeit und der weitgehend erfolglosen Bemühungen, das Öl von der Küste fernzuhalten.
Obama fordert mehr Hilfen von BP
Präsident Barack Obama verschärfte unterdessen seinen Ton gegenüber BP und forderte den Konzern als Verursacher der Umweltkatastrophe zu größeren finanzielle Hilfen auf. „Wir werden sicherstellen, dass sie jeden einzelnen Cent zahlen werden, den sie den Menschen an der Golfküste schulden“, sagte er am Wochenende. Obama steckt bei seiner Kritik an BP aber in einer Zwickmühle: Um die Probleme zu lösen, ist er auf die gleichen Leute angewiesen, deren Motive er infrage stellt. Die Regierung allein ist nicht in der Lage, das Ölleck zu schließen.
BP hatte am Freitag erklärt, es werde eine zweite Runde von Zahlungen an Bewohner und Geschäftsleute an der Golfküste vorbereitet, die wegen der Ölpest Verluste erlitten hätten. Sobald das Geld ausgezahlt worden sei, seien insgesamt rund 84 Millionen Dollar an die Menschen in der Region gegangen. BP-Chef Hayward versicherte am Sonntag in einem Interview der BBC, der Konzern werde für alle Folgen aufkommen. „Wir werden das Leck stopfen. Wir werden das ausgelaufene Öl und sämtliche Umweltschäden beseitigen, und wir werden die Golfküste so wiederherstellen, wie sie vor dem Zwischenfall war“, sagte Hayward in der BBC-Sendung „Andrew Marr Show“.
DAPD