Gibt es eigentlich noch Krätze?

Ich krieg' die Krätze - eine oft dahingesagte Floskel, wenn man seine Abneigung gegen dieses oder jenes zum Ausdruck bringen will. Doch was ist das eigentlich Krätze - und gibt es in Deutschland noch Krätze-Fälle?
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Scabies (linkes Bild), winzige Krätzmilben, graben sich in die obere Hornschicht der Haut ein. Durch das Kratzen und Verkrusten entsteht ein Hautbild wie auf dem rechten Bild zu sehen ist.
dpa/az Scabies (linkes Bild), winzige Krätzmilben, graben sich in die obere Hornschicht der Haut ein. Durch das Kratzen und Verkrusten entsteht ein Hautbild wie auf dem rechten Bild zu sehen ist.

München - Eines steht fest: Krätze gehört zu den ekligeren Hautkrankheiten, die ein Mensch haben kann. Scabies, im Volksmund auch als Krätze bekannt, ist eine Hautkrankheit, bei der Milben ihre Exkremente in der Haut des Befallenen ablegen und damit allergischen Reaktionen auslösen. Das Ergebnis ist ein pusteliger Hautausschlag der starken Juckreiz und Schmerzen mit sich bringt.

Allein beim Gedanken an solche Milben fängt der Juckreiz schon an.

Krätze gibt es in Deutschland nicht mehr und wenn dann nur bei Obachlosen - eine weit verbreitete Meinung.

Das ist jedoch falsch! Immer wieder gibt es Meldungen über Krätzeausbrüche in Deutschland. Der aktuellste Vorfall: Mehrere Patienten im Klinikum Coburg sollen von der ansteckenden Krankheit befallen sein, wie die "Neue Presse Coburg" am Montag berichtet.

Erst im Januar erkrankten im nordrhein-westfälischen Lemgo vier Jugendliche. In der Uckermark wurden 2013 mehrere Erkrankungen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bekannt. Die Krätze ist nicht meldepflichtig. Nur Gemeinschaftseinrichtungen müssen den Gesundheitsämtern Ausbrüche anzeigen.

Weil es keine belastbaren Zahlen gebe, wisse man nicht, ob die Krätze heute häufiger auftritt als früher, sagt Prof. Hermann Feldmeier vom Institut für Mikrobiologie und Hygiene an der Charité Berlin und Mitautor eines Krätze-Ratgebers des Robert Koch-Instituts.

Betrachtet man aber die Verschreibungszahlen für das Skabies-Mittel Infectoscab bei gesetzlich Krankenversicherten, zeigt sich ein deutlicheres Bild. 2007 wurde die Creme 56 000 Mal verordnet, 2012 bereits 79 000 Mal, wie aus Daten des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervorgeht, das jährlich den Arzneiverordnungs-Report veröffentlicht.

"In den vergangenen Jahren lässt sich offenbar eine Zunahme der Verordnungen feststellen. Infectoscab war 2012 unter den meistverordneten Arzneimitteln auf Platz 1340, im Jahr 2007 belegte es noch Rang 1898", berichtet WIdO-Mitarbeiter Carsten Telschow. Demnach ist die Creme nicht das einzige, aber das meistverordnete Krätze-Medikament. Zudem würden manche Betroffene mit individuell angefertigten Rezepturen behandelt, die in der Statistik fehlten.

Weltweit gelten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge 300 Millionen Menschen als an Krätze erkrankt. Dem RKI-Ratgeber zufolge kommt die Skabies in Mitteleuropa als sporadische Krankheit bei Kindern, Müttern, Personen mit schwachem Immunsystem oder sexuell aktiven Erwachsenen vor.

Gefährlich sei die Krätze nicht direkt, sagt Hautarzt Lensing. Sie könne aber problematische Folgen haben: "Beim Kratzen kann man Bakterien in die Haut eintragen, das kann zu weiteren Infektionen führen." Bekämpfen lasse sich die Krankheit gut mit Medikamenten. Die ganze Wohnung zu desinfizieren sei nicht nötig. "Die Milbe braucht Wärme und Nahrung, wenn man ihr das entzieht, mag sie das nicht." Oft reiche es, das Bettzeug abzuziehen, bei 60 Grad zu waschen und das Zimmer für einige Tage auszukühlen.

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