"Gib uns unser Kind zurück" - Mircos Eltern appellieren an Täter

DÜSSELDORF - Seit drei Wochen ist Mirco aus Grefrath verschwunden. Jetzt wenden sich die Eltern an die Öffentlichkeit. In einem tief bewegenden Appell fleht die Mutter im Fernsehen: «Gib uns bitte unser Kind zurück oder sage, wo wir Mirco finden können».
Es sind zutiefst bewegende Minuten, als sich Mircos Mutter am Samstagabend im Fernsehen in einem Appell an die Öffentlichkeit und den Täter wendet. «Ich weiß, dass Mirco etwas Schlimmes zugestoßen ist, das fühlt eine Mutter», sagte sie schluchzend. Ich mache mir Gedanken, ob er friert, hungrig ist, Schmerzen hat, nach mir ruft. Wir und seine Geschwister würden ihn gerne in unsere Arme nehmen, sagen, dass wir ihn lieb haben und alles wider gut wird. Falls das Schlimmste eingetroffen ist, müssen wir Abschied nehmen und irgendwie weiter leben. Gib uns bitte unser Kind zurück oder sage, wo wir Mirco finden können.»
Die 50-köpfige Sonderkommission in Mönchengladbach hofft darauf, dass der Täter sich durch den Auftritt der Eltern beeindrucken lässt und vielleicht einen anonymen Hinweis gibt. Aber zunächst heißt es für die Ermittler: abwarten. «Das muss wohl erst mal sacken«, sagte Polizeisprecher Willy Theveßen zwei Stunden nach Ausstrahlung des Appells. Er und seine Kollegen rechnen damit, dass Reaktionen von möglichen neuen Zeugen am Sonntag bei ihnen eintreffen werden. So sei das auch nach der Sendung «Aktenzeichen XY... ungelöst» gewesen.
Für Sonntag kündigt Theveßen eine erneute gezielte Suchaktion nach Mirco an. Da sei ein guter Hinweis gekommen, der auch gut ins Bild passe, sagt Theveßen. In dem Gebiet sei noch nicht gesucht worden.
Am Freitagabend war es genau drei Wochen her, dass Mirco in Grefrath auf dem Heimweg von einem Freund verschwand. An einem Feldweg wurde sein Fahrrad gefunden. Eine Woche später war klar, dass eine auf einem Parkplatz entdeckte schwarze Trainingshose dem Jungen gehörte. Auch ein Polohemd konnte ihm über DNA-Spuren zugeordnet werden. Nach wie vor verschwunden ist sein Handy.
Zeugen berichteten von einem dunklen Kombi an der Stelle, an der das Fahrrad entdeckt wurde. Über Tage durchkämmten Hundertschaften der Polizei die Umgebung. Aufklärungsjets der Bundeswehr überflogen das Gebiet mit Wärmebildkameras. Die Auswertung der Aufnahmen ergab bisher auch keine brauchbaren Spuren.
Am Freitag rückte die Polizei mit Kameras und Radarwagen an und blitzte alle Fahrzeuge, die in der Umgebung des möglichen Tatorts unterwegs waren. «Mit viel Glück und Zufall ist vielleicht auch der Täter geblitzt worden», sagte Polizeisprecher Ingo Thiel.
Wenn nötig, könnten einige der nun erfassten Fahrzeugführer später als mögliche Zeugen befragt werden. Vier Stunden lang wurde bis Mitternacht nach Angaben von Theveßen jedes Fahrzeug fotografiert, das vorbeikam. «Das waren mehrere Hundert.»
Zeitgleich wurden in den Gaststätten im Bereich Grefrath Listen ausgelegt. Darin soll sich jeder eintragen, der dort freitags regelmäßig verkehrt oder an jenem 3. September zu Gast war, als Mirco verschwand. An dem Abend spielte die deutsche Fußball- Nationalmannschaft gegen Belgien. Mit den Listen will die 50-köpfige Sonderkommission weitere wichtige Zeugen ermitteln. «Uns ist kein Aufwand zu groß, um Klarheit in die Umstände des Verschwindens von Mirco zu bekommen», so Thiel. (dpa)