Gewalt in der U-Bahn: Urteil und neue Haftbefehle

Die Gewalt in der U-Bahn nimmt kein Ende. Knapp fünf Monate nach der Gewaltorgie im Berliner U-Bahnhof Friedrichstraße wird heute das Urteil gegen einen Gymnasiasten erwartet.
dpa |
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Die Gewalt in der U-Bahn nimmt kein Ende. Knapp fünf Monate nach der Gewaltorgie im Berliner U-Bahnhof Friedrichstraße wird heute das Urteil gegen einen Gymnasiasten erwartet.

Berlin - Der betrunkene 18-Jährige hatte sein zufälliges Opfer, das bereits reglos am Boden lag, mit vier wuchtigen Tritten gegen den Kopf schwer verletzt.

Nun schockiert ein neuer Fall. Am Samstag starb ein 23-Jähriger auf der Flucht vor einer Attacke im U-Bahnhof Kaiserdamm. Der junge Mann wurde beim Wegrennen auf der Straße von einem Auto erfasst und tödlich verletzt. Gegen zwei der mutmaßlichen Angreifer wurden am Sonntagabend Haftbefehle erlassen. Nach einem dritten wird noch gefahndet.

Überwachungskameras hatten die brutale Attacke im U-Bahnhof Friedrichstraße in der Nacht zum Ostersamstag festgehalten. Entsetzt über sich sei er gewesen, gestand der Gymnasiast vor dem Landgericht. Doch warum der alkoholisierte Schüler so ausrastete, blieb unklar. Auch ein Mitangeklagter bekommt ein Urteil.

Laut Polizei sind die körperlichen Übergriffe im U-Bahnhof Kaiserdamm von drei Männern auf den 23-Jährigen und seinen Freund in der Nacht zum Samstag nicht zu erkennen, weil die Videoüberwachung diesen Bereich nicht erfasste. Den Verdächtigen wird Körperverletzung mit Todesfolge vorgeworfen. Den Ermittlern sind die 21 und 22 Jahre alten Männer bereits wegen Raubdelikten und Körperverletzung bekannt.

Für den Gymnasiasten beantragte die Staatsanwaltschaft vier Jahre Jugendstrafe wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung. Der Angriff sei "blanke Aggression, rücksichtslos und äußerst brutal" gewesen. Die Nebenklage will ein Strafmaß in gleicher Höhe - jedoch wegen versuchten Mordes.

Immer wieder kommt es in Berlin zu Gewaltexzessen in Bahnhöfen oder an Haltestellen. Auch bundesweit wird über den Umgang mit jugendlichen Gewalttätern diskutiert. Nach dem Überfall im U-Bahnhof Friedrichstraße reichten die Forderungen von einem Warnschussarrest für junge Kriminelle bis zum Alkoholverbot in Bussen und Bahnen.

Mitte November soll ein weiterer Prozess wegen eines Überfalls in einem Bahnhof beginnen. Vier mutmaßliche Schläger zwischen 14 und 18 Jahren sollen im U-Bahnhof Lichtenberg einen Handwerker so misshandelt haben, dass er wochenlang im künstlichen Koma lag.

In dem aktuellen Prozess hatte der schlaksig wirkende Gymnasiast wiederholt betont, er sei so betrunken wie noch nie gewesen. An die Tritte könne er sich nicht erinnern. Der 18-Jährige hatte nach einer Party seinem Opfer, das ebenfalls betrunken auf dem Weg nach Hause war, eine Hartplastikflasche ins Gesicht gedonnert, wodurch der viel kleinere Gas-Wasser-Installateur laut Staatsanwaltschaft "regelrecht gefällt" wurde. Dann folgten die Tritte gegen den Kopf. Nach einem psychiatrischen Gutachten ist eine verminderte Schuldfähigkeit nicht auszuschließen - wegen einer "deutlichen Enthemmung durch Alkohol".

Das 30-jährige Opfer kam mit einem Schädel-Hirn-Trauma, demolierter Nase und Prellungen ins Krankenhaus. Er leidet bis heute an den physischen Folgen. Die Attacke hätte wohl noch viel schlimmer enden können, wenn ein Berlin-Tourist aus Bayern den Schläger nicht weggezogen hätte.

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