Getötete Teenager in Bodenfelde - Motiv: Mordlust

BODENFELDE/NORTHEIM - Nina (14) und Tobias (13) werden auf grausame Weise in Bodenfelde ermordet. Der Täter ist gefasst. Er hätte weiter gemordet, vermutet die Polizei – eine Chronologie des Schreckens
„Wir sind uns absolut sicher, dass wir die richtige Person haben“, sagte der Leiter der Mordkommission: Der Mörder von Nina und Tobias ist gefasst. Ein Mädchen aus Bodenfelde half der Polizei den Täter zu überführen. Als der Täter sie ansprach, entlockte sie ihm seine Handynummer und meldete diese der Polizei.
Das ist im niedersächsischen Bodenfelde geschehen.
Montag, 15. November: Nach einem Streit mit ihren Eltern läuft Nina aus dem Haus. Für die mehrfache Ausreißerin nichts Ungewöhnliches. Doch zum ersten Mal kommt sie auch nachts nicht zurück. Das Mädchen muss seinen späteren Mörder Jan O. gleich getroffen haben. Nina wird vermutlich in Sichtweite ihres Elternhauses umgebracht. Den Gerichtsmedizinern zeigt sich ein grauenvolles Bild: Das Opfer sei durch eine Mischung aus Erwürgen und Erstechen umgebracht worden, sagte Kriminaldirektor Andreas Borchert. „Die Details erspare ich mir.“
Dienstag, 16. November: Ninas Eltern melden ihre Tochter als vermisst. Mehrere Zeugen, darunter Schulkameraden wollen Nina immer wieder in Bodenfelde gesehen haben. Später werden sie einräumen, sich getäuscht zu haben.
Samstag, 20. November, 19.15 Uhr: Jan O. hat offenbar noch nicht genug: Auf einem Parkplatz in Bodenfelde spricht er, stark alkoholisiert, ein weiteres Mädchen an, will seine Handynummer. Doch das Mädchen dreht geschickt den Spieß um und entlockt dem Unbekannten die Nummer.
Samstag, 20. November, 20 Uhr: Tobias (13) will nur schnell seinen Freund zum Bahnhof bringen. Auf Rollerblades macht er sich auf den Weg. Er muss wohl direkt in die Arme von Jan O. gelaufen sein. Noch am selben Abend tötet der 26-Jährige den Jungen. Wie Nina erwürgt und ersticht er ihn und entsorgt den Körper in dem selben Waldstück am Bahndamm in der Nähe der Leiche des Mädchens. Ob Tobias ebenfalls als Opfer ausgewählt wurde oder sterben musste, weil er zufällig etwas gesehen hat, etwa Ninas Leiche, ist unklar. Tobias’ Eltern alarmieren die Polizei.
Sonntag, 21. November, Nachmittag: Die Polizei durchkämmt das Gebiet auf der Suche nach den beiden Teenagern. Den schrecklichen Fund macht schließlich Tobias’ Mutter. Sie findet die Leiche ihres Sohnes an dem Weg, auf dem der 13-Jährige regelmäßig Zeitungen ausgetragen hatte. Gleich darauf entdeckt die Polizei auch Ninas Leiche. Die Bodenfelder ziehen in einem spontane Gedenkzug mit Kerzen zum Tatort. Das Mädchen, mit dem Jan O. am Samstagabend anbandeln wollte, meldet sich bei der Polizei. Sie hat immer noch die Handynummer. Bei Internetrecherchen stoßen die Beamten auf Jan O. Hartmut Reinecke, dem Leiter der Mordkommission ist klar: „Jetzt muss alles raus, was da ist an Kräften.“
Montag, 22. November, Abend: Jan O. wird am Bahnhof Bodenfelde im Zug nach Uslar festgenommen. Er hat schwere Verletzungen an den Händen, behauptet aber, sich an einer Flasche verletzt zu haben. Doch die Ermittler vermuten einen Zusammenhang mit dem brutalen Mord.
Dienstag, 23. November: Auch wenn Jan O. beim Verhör schweigt, ist die Beweislage erdrückend. Bei einer Durchsuchung der Wohnung finden die Beamten blutverschmierte und verdreckte Kleidung der beiden Teenager. Gegen Jan O. wird Haftbefehl erlassen. Er wird ins Gefängnis Rosdorf bei Göttingen gebracht.
Mittwoch, 24. November: Als vorläufiges Motiv nimmt die Polizei „Mordlust“ an. „Jan O. hatte das Potenzial zum Serienmörder“, sagt Kriminaldirektor Andreas Borchert.
Johanna Jauernig