Gequälte Töchter und grausame Inzest-Väter: "Der Horror, den niemand sah"

Neue schwere Fälle in Italien und Kolumbien schockieren die Öffentlichkeit – zwei junge Frauen wurden fast 30 Jahre lang von ihren Vätern missbraucht. Und niemand will etwas gemerkt haben.
TURIN/BOGOTA Erst vor knapp zwei Wochen wurde Josef F., der Inzest-Täter von Amstetten, zu lebenslanger Haft verurteilt – jetzt wurden erneut zwei schockierende Inzest-Verbrechen bekannt. In Turin soll ein heute 63-jähriger Mann seine Tochter 25 Jahre lang vergewaltigt haben. Und in Kolumbien zeigte eine 35-jährige Frau ihren Vater an – er soll sie 14 Mal geschwängert haben.
Beide Verbrechen sind für sich genommen schon entsetzlich genug: Im Turiner Problemviertel "La Falchera" soll Michele M. sich über 25 Jahre hinweg an seiner Tochter vergangen haben. Die meiste Zeit davon verbrachte die heute 34-Jährige in einem dunklen Zimmer. Auch ihr eigener Bruder soll die Frau, die von der italienischen Presse "Laura" getauft wurde, regelmäßig vergewaltigt haben.
Sie war psychisch vollkommen abhängig von ihrem Vater
Der Missbrauch begann, als "Laura" neun war. Vater Michele M. berief sich auf eine grausige "Familientradition", nach der das "Oberhaupt der Familie" über die Erstgeborene sexuell verfügen kann.
Anders als Elisabeth F., die in Amstetten von ihrem Vater im Keller eingesperrt wurde, hielt M. seine Tochter nicht gefangen. Aber: "Sie war psychisch so abhängig von ihm, dass sie nichts ohne ihn tat", sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Und so blieb sie im dunklen Zimmer, verließ nur mit ihm gemeinsam das Haus.
Sogar eine Sozialarbeiterin will nichts mitbekommen haben
Die Ehefrau will nicht mitbekommen haben, dass M. und sein Sohn Giuseppe regelmäßig über "Laura" herfielen. Der 41-jährige Giuseppe soll auch seine eigenen vier Töchter missbraucht haben. Besonders erschreckend: "Laura" hat einen weiteren, gehörlosen Bruder, der oft von einer Sozialarbeiterin besucht wurde. Auch sie will nichts gemerkt haben. "Dafür war sie nicht zuständig", hieß es aus der Behörde. Die Zeitung "La Stampa" titelte am Wochenende: "Es war der Horror, den niemand sah."
So ähnlich muss es auch im kolumbianischen Mariquita passiert sein: Eine heute 35-Jährige wurde mit neun Jahren zum ersten Mal von ihrem Vater schwanger. Insgesamt zeugte ihr Vater mit ihr 14 Kinder, acht davon überlebten. Diese Kinder wiederum wurden von ihrem Vater ebenfalls missbraucht. Der 58-Jährige wurde jetzt festgenommen. Die Tochter war zur Polizei gegangen, nachdem sie im Fernsehen vom Fall in Amstetten gehört hatte. "Da hat sie gemerkt, dass das, was ihr Vater mit ihr machte, nicht normal war", sagte ein Verwandter der Frau.