Geisterfahrer: Meist sind sie Selbstmörder

Falschfahrer verursachen über 350 Unfälle pro Jahr. Einer tötete Petra Schürmanns Tochter
von  Abendzeitung
Vom Verlust ihrer 34-jährigen Tochter (links) kann sich die Moderatorin nie erholen.
Vom Verlust ihrer 34-jährigen Tochter (links) kann sich die Moderatorin nie erholen. © dpa

Falschfahrer verursachen über 350 Unfälle pro Jahr. Einer tötete Petra Schürmanns Tochter

Er will sterben, weil ihm Liebeskummer das Herz zerreißt. Also steigt Tobias B. am 21. Juni 2001 in seinen Mercedes und rast 22 Kilometer die A8 hinauf - in falscher Richtung. Bei Rohrdorf kracht er in den Passat von Alexandra Freund. Er tötet sich und die Tochter von TV-Star Petra Schürmann († 76). Vom Verlust ihrer 34-jährigen Tochter kann sich die Moderatorin nie erholen. Sie stirbt am 14. Januar 2010 als kranke und gebrochene Frau.

Wie Tobias B. sind die meisten Geisterfahrer Selbstmörder. „Die überwiegende Zahl der Irrfahrten passiert mutwillig“, erklärt Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino. Gut möglich also, dass auch jener Geisterfahrer, der fast in die Autos von Ministerpräsident Horst Seehofer und Sozialministerin Christine Haderthauer gerast wäre, sich und andere töten wollte.

Jährlich gibt es rund 2800 Warnmeldungen vor Falschfahrern. Im vergangenen Jahr kam es zu 366 Unfällen mit Falschfahrern. 2008 waren es noch 346, im ersten Halbjahr diesen Jahres 157.

Geisterfahrer sind fast immer männlich (laut ADAC 80 Prozent), meist stehen sie unter Alkohol oder Drogeneinfluss. Neben Selbstmordversuchen sind Geisterfahrten oft Mutproben. „Viele junge Autofahrer suchen einen Kick, indem sie 200 Meter in die falsche Richtung fahren“, erklärt Psychologe Chiellino.

Um zumindest die unabsichtlichen Falschfahrten zu verhindern, will Bayern auf der A3 und A8 neue Warnschilder testen. Pläne der Auto-Industrie, Fahrzeuge mit Assistenzsystemen auszurüsten, die dann Alarm schlagen oder abbremsen, wenn Autos in die falsche Richtung fahren, wurden bislang nicht realisiert.

Darum gilt für die unfreiwilligen Falschfahrer weiterhin der dringende Rat: Sofort an den Straßenrand fahren, den Wagen abstellen, aussteigen und auf die Polizei warten. Und niemals versuchen zu wenden. Reinhard Keck

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