Geiselnahme in Sydney: 3 Menschen entkommen

Sydney - Kurz nach Beginn der Hauptgeschäftszeit in dem Finanz- und Einkaufszentrum der australischen Metropole Sydney hat ein bewaffneter Geiselnehmer mehrere Menschen in seine Gewalt gebracht und sich über Stunden mit ihnen in einem Café verschanzt. Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie mehrere Personen in dem Café des Schweizer Schokoladenherstellers Lindt ihre Hände hoch und gegen die Fensterscheiben hielten. Zwei Frauen hielten eine schwarze Flagge mit arabischen Schriftzeichen in ihren Händen und pressten dieses Banner gegen die Scheibe. Hunderte Polizisten und Antiterrorkräfte sperrten das Gebiet weiträumig ab.
Knapp sechs Stunden nach dem Beginn der Geiselnahme an dem zentralen Martin Place waren drei Männer zu sehen, wie sie aus dem Gebäude ins Freie flüchteten. Zunächst war unklar, ob es sich dabei um Geiseln handelte oder sich die Personen zuvor in anderen Bereichen des Gebäudes befanden.
Die stellvertretende Polizeichefin Catherine Burn bestätigte, dass die drei aus dem Gebäude entkommen seien. Berichte über Verletzte oder Hintergründe der Tat blieben bislang aus, wie Burn sagte. "Wir haben noch keine Information, die nahelegt, dass zu diesem Zeitpunkt jemand zu Schaden gekommen ist." Am Montagnachmittag (Ortszeit) berichtete sie davon, dass die Polizei erstmals Kontakt zu dem Geiselnehmer aufgebaut habe.
Ein Sprecher der Bundespolizei des Staates New South Wales, Andrew Scipione, machte klar: "Wir haben noch nicht bestätigt, dass es sich um ein Terrorismus ähnliches Geschehnis handelt. Wir haben es mit einer Geiselnahme mit einem bewaffneten Angreifer zu tun und wir gehen dementsprechend vor."
Der Shop des Schweizer Schokoladenherstellers Lindt befindet sich am Martin Place mitten im zentralen Finanzviertel CBD, wo täglich Tausende Menschen zu ihren Arbeitsplätzen in den umliegenden Büros strömen. Da sich dort auch die Haupteinkaufsstraßen der größten australischen Stadt befinden, ist das Gebiet zu dieser Jahreszeit zudem mit etlichen Weihnachtseinkäufern bevölkert. Es wird vermutet, dass viele der Geiseln in das Lindt-Café gingen, um sich mit einem morgendlichen Kaffee auszustatten.
Laut dem Leiter des Instituts für Islamstudien an der Universität von Auckland, Zain Ali, war es schwer, zu entziffern, was genau die arabischen Schriftzeichen bedeuteten. Grund dafür sei, dass auf Fernsehbildern lediglich die untere Hälfte der Zeichen lesbar war. Er vermutete jedoch, dass es sich um das islamische Glaubensbekenntnis Schahada handele. Er habe das Wort "Mohammed" ausmachen können, sagte Ali.
Premierminister Tony Abbott sagte, dass sich die Bürger Australiens gewiss sein könnten, dass die Einsatzkräfte des Landes gut trainiert und ausgerüstet seien, um mit der Situation umzugehen. "Wir wissen nicht, ob das politisch motiviert ist, obwohl er offenbar einige Anzeichen gibt, dass das sein könnte", sagte Abbott vor Journalisten in der Hauptstadt Canberra. "Wir müssen uns der Sache bewusst sein, dass es selbst in einer Gesellschaft wie unserer Leute gibt, die sich wünschen würden, uns Schaden zuzufügen."