Gefährliches Tippen hinterm Lenkrad
Beide Hände am Steuer: Eine Plakat-Initiative soll über die Gefahr von abgelenkten Autofahrern aufklären. Was die Verkehrsteilnehmer beachten müssen, was erlaubt ist und wie viel Vergehen kosten.
Hannover - Telefonieren, SMS- oder WhatsApp-Nachrichten schreiben und im Netz surfen: Viele können nicht ohne ihr Smartphone. Gefährlich wird es, wenn man auch beim Autofahren nicht die Finger vom iPhone lassen kann.
„Tippen tötet“ heißt eine am Mittwoch gestartete Plakat-Initiative in Niedersachsen, um auf die Gefahren von abgelenkten Autofahrern hinzuweisen.
Handy am Steuer: Wie ist die Unfallbilanz? Laut einer US-Studie steigt das Unfallrisiko beim Schreiben einer SMS um 23 Prozent. Wie hoch die Zahl derjenigen ist, die wegen Tippens in einen Unfall verwickelt sind, lässt sich nicht genau beziffern. In der Statistik wird zwischen Telefonieren und SMS-Schreibern nicht unterschieden. Darüber hinaus geben die Unfallbeteiligten in den seltensten Fällen zu, dass sie sich mehr auf das Smartphone als auf den Verkehr konzentriert haben. Doch in manchen Fällen ist klar: In den USA postete jüngst eine Autofahrerin während der Fahrt bei Facebook: "Der Song "Happy" macht mich happy". Sekunden nach dem Eintrag baute sie einen tödlichen Unfall.
Was kostet ein Vergehen? Seit dem 1. Mai müssen Autofahrer mit Mobiltelefon in der Hand 60 Euro zahlen, dazu kommt ein Punkt in Flensburg. Wer dazu eine rote Ampel überfährt oder gar einen Unfall baut, muss natürlich mit höheren Strafen rechnen. Wenn der Motor an ist, darf das Handy eigentlich nicht angefasst oder benutzt werden. Steckt das Handy in einer entsprechenden Halterung und muss nur angetippt werden, darf es der Autofahrer während der Fahrt oder beim Halten bedienen. Kurzum: Während der Fahrt muss der Fahrer beide Hände frei haben. Auch Radler müssen 25 Euro blechen, wenn sie lieber das Handy als den Lenker in der Hand haben.
Welche Konsequenzen kann das sonst noch haben? Beim Nachweis, dass ein Unfallbeteiligter durch sein Handy abgelenkt war, könnte die Versicherung sich weigern, den gesamten Schaden zu übernehmen.
Wie sieht es im Ausland aus? Mit 60 Euro Bußgeld ist man in Deutschland noch gut bedient. Im europäischen Ausland ist das Vergehen um einiges teuerer. In Italien zum Beispiel kostet es gut 160 Euro.
Wie kann das Problem umgangen werden? Die Integration des Smartphones spielt eine immer größere Rolle bei den Autoherstellern und Smartphone-Produzenten. „Wir wollen, dass unsere Kunden am Leben bleiben“, sagt Apple-Manager Greg Joswiak. Mit dem System „Carplay“ will Apple unter anderem per Sprachfunktionen den Autofahrer helfen, SMS zu schreiben, etwas bei Facebook zu posten oder zu telefonieren.
Doch auch ohne Carplay könnten die Kunden künftig die Finger vom Smartphone lassen. Allem Anschein nach plant Apple eine Funktion in iPhones, die das Tippen hinter dem Steuer blockiert. Das könnte mit GPS-Daten oder Geschwindigkeitssensoren geschehen. Mit Hilfe von Kamerabildern könnte zudem festgestellt werden, wo im Auto sich der SMS-Schreiber befindet.