Gefährliche Droge mit langer Geschichte

In Australien wird eine Rekordmenge Crystal Meth sichergestellt. Die angebliche Modedroge gibt es schon lange
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Crystal Meth sieht ein bisschen aus wie grobes Meersalz. Es wird geraucht, geschnupft oder gespritzt.
Crystal Meth sieht ein bisschen aus wie grobes Meersalz. Es wird geraucht, geschnupft oder gespritzt.

In Australien wird eine Rekordmenge Crystal Meth sichergestellt. Die angebliche Modedroge gibt es schon lange.

SYDNEY Das Zeug war in 38 Plastiktüten verpackt und als Reinigungsmittel etikettiert: Drogenfahnder in Australien haben gestern eine Rekordmenge Crystal Meth sichergestellt. Insgesamt 585 Kilo im Wert von rund 340 Millionen Euro. Die Rekord-Drogenlieferung kam per Schiff aus der südchinesischen Stadt Shenzhen.

Drei Männer wurden festgenommen: Ein 21-jähriger Australier, ein 32-jähriger Mann aus Singapur und ein 51-Jähriger aus Hongkong sollten dem Haftrichter vorgeführt werden. „Dies ist eine abscheuliche, heimtückische Droge, die Menschen verrückt werden lässt“, sagte Andrew Scipione von der Polizei New South Wales.

Auch Bayern wird nach Angaben von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) in den letzen Jahren von Crystal Meth überschwemmt. Sein tschechischer Kollege Jan Kubice warnt: „Die Drogenkriminalität im Grenzgebiet hat epidemische Ausmaße angenommen.“

Wenn von Crystal Meth die Rede ist, fällt oft das Wort „Modedroge“. Die US-Serie „Breaking Bad“, in der ein krebskranker Chemielehrer plötzlich beginnt, Meth zu kochen, wurde zum TV-Erfolg. Doch was wenige wissen: Meth ist uralt – und hatte offenbar ziemlich prominente Konsumenten.

Zum ersten Mal stellt der japanische Chemiker Nagayoshi Nagai Methamphetamin im Jahr 1893 her – aus Ephedrin und Pseudoephedrin, was auch in vielen Erkältungsmedikamenten enthalten ist. Im Oktober 1937 lassen sich die Berliner Temmler-Werke das Verfahren zur Herstellung von Methamphetamin patentieren. Unter dem Namen „Pervitin“ kommt es in den Handel und dient der Wehrmacht unter dem Begriff „Panzerschokolade“ im Zweiten Weltkrieg als Aufputschmittel.

Für den Frankreich-Feldzug liefern die Temmler-Werke 35 Millionen Tabletten, auch im Russland-Feldzug kommt es zum Einsatz. Gesellschaftlich ist die Droge so akzeptiert, dass es sogar Pralinen mit Pervitin zu kaufen gibt.

Auch unter Studenten ist das Mittel zur Leistungssteigerung beliebt. Das Weiße-Rose-Mitglied Hans Scholl soll Pervitin konsumiert haben – Historiker vermuten darin den Grund, warum die Studenten nach ihrer Flugblatt-Aktion an der Münchner Uni nicht flüchteten. Der Schriftsteller Heinrich Böll bittet als junger Soldat in Feldpostbriefen ebenfalls um Pervitin. Und US-Forscher vermuten sogar, dass Adolf Hitler in den letzten zwei Jahren vor seinem Selbstmord pervitinabhängig war.

Auch die deutschen Soldaten sind bald schwerst abhängig. Es kommt zu Psychosen und Todesfällen. Bis zur gesellschaftlichen Ächtung dauert es noch lange: Bis Anfang der 70er ist das Mittel in Bundeswehr und NVA noch zu haben. Das US-Militär verwendet Meth in Vietnam. Dabei ist es die am schnellsten abhängig machende Droge der Welt.

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