Gas-Katastrophe in der Nordsee

Nach dem Leck in einer Förderplattform strömen große Mengen hochexplosives Gas. Schon eine Funke könnte genügen..
AZ |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News

LONDON Die Plattformen in der „Todeszone“ sind evakuiert, der Luftraum für den Flugverkehr gesperrt. In der Nordsee tritt vor der schottischen Küste aus einer leckgeschlagenen Förderanlage hochexplosives Erdgas aus. Experten warnen vor einer Umweltkatastrophe und vor extrem hoher Explosionsgefahr. Nach Angaben des Betreibers der Anlage, des französischen Ölmultis Total, kann es sechs Monate dauern, bis das Leck geschlossen werden kann.

Es ist so ähnlich, wie 2010 bei dem Öl-Unfall auf der „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko. Der Verursacher legt nicht alle Fakten auf den Tisch, die britische Regierung redet das Risiko klein. Doch allein schon die Maßnahmen, die seit dem Unglück eingeleitet wurden, sprechen für eine ziemliche Gefahr. Die Region um die leckgeschlagene Plattform „Elgin“ ist für den Flug- und Schiffsverkehr gesperrt, die Plattform selbst sowie eine Nachbaranlage des Shell-Konzerns wurden evakuiert.

Ein Sprecher der Gewerkschaft RMT, der die Ölarbeiter vertritt, sagte, es bestehe das Risiko „katastrophaler Verwüstung“ , vor allem, wenn sich das austretende Gas entzünden sollte. Bisher kondensiert das Gas und breitet sich als Ölfilm in der Umgebung der Unglückstelle aus. Für die Umweltstiftung WWF hat sich der Meeresschutzexperte Stephan Lutter mit dem Unfall befasst – und beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was ist das für Gas, das austritt? Laut Angaben von Total handelt es sich um eine Mischung aus den Kohlenwasserstoffen Methan, Propan und Butan. Besonders gefährlich ist der ebenfalls enthaltene Schwefelwasserstoff.

Was macht dieses Gas so gefährlich? Schwefelwasserstoff tötet alles Leben ab, man kann von einer „Todeszone“ sprechen. Die Kohlenwasserstoffe sind in der Atmosphäre kritisch, Methan ein Klimakiller.

Wie breitet sich das Gas aus? „Das ist wie eine Sprudelflasche unten am Meeresboden und kommt wohl aus tieferen Schichten“, sagt Lutter. Das Gas sprudelt zur Oberfläche und verteilt sich in der Luft. Wie stark sich der Gasnebel bereits ausgebreitet hat, ist derzeit noch unbekannt.

Besteht Explosionsgefahr? Ja, eindeutig. Aus diesem Grund wurde durch die Küstenwache bereits eine Zwei-Meilen-Sperrzone für Schiffe und eine Drei-Meilen-Zone für Flugzeuge und Hubschrauber errichtet. Lutter: „Man hat alles abgeschaltet, was Funken schlagen kann.“

Wie können die Verantwortlichen das Gas stoppen? Laut Lutter ist das schon allein wegen der Sperrzonen schwierig: „Wenn nicht einmal ein Hubschrauber hinfliegen darf wegen der Explosionsgefahr, ist das dramatisch.“ Total prüft nach eigenen Angaben mehrere Optionen, laut Stephan Lutter sind es im wesentlichen zwei: Das noch gar nicht geortete Leck kann direkt gestopft werden.

Das hängt von seiner Größe ab und wie tief es sich befindet. Außerdem sind Entlastungsbohrungen möglich – ähnlich wie sie bei der Deepwater Horizon unternommen wurden. Deren Fertigstellung könnte aber bis zu sechs Monate dauern.

Kann das Gas die Küsten erreichen? Das glaubt Lutter derzeit nicht, die Plattform ist rund 240 Kilometer von den nächsten Stränden entfernt.

 

 

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.