Gäste, die ständig am Handy hängen? Was Wirte in Bayern wirklich stört
Verona/München - Es ist ein durchaus charmantes Tauschangebot: Wer in ein Restaurant geht, gibt während seines Aufenthalts dort sein Handy ab und bekommt dafür ein Geschenk oder einen Nachlass auf Speisen und Getränke. So handhabt es der italienische Gastronom Angelo Lella vom Restaurant "Al Condominio" in Verona.
Er schenkt seinen Gästen eine Flasche Rotwein, wenn sie in seinem Lokal ihr Smartphone abgeben. Könnte solch ein Anreiz auch für bayerische Gastronomen infrage kommen? Die AZ hat bei Thomas Geppert, Landesgeschäftsführer des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga, nachgefragt. "Wir gehen fest davon aus, dass diese spezielle Digital-Detox-Maßnahme kein Mega-Trend wird. Jedoch ist sie es wert, dass wir sie in unserem Ideenpool aufnehmen werden." Anderseits sei das Handy für viele Menschen ein unverzichtbarer Begleiter, weshalb manche Gastronomen ihren Gästen sogar die Möglichkeit anbieten, ihre Handys aufladen zu können.
Manche Wirte setzen auf QR-Codes als Speisekarte
Des Weiteren sei das Handy des Gastes bei einigen gastronomischen Konzepten unerlässlich, weil "Speise- und Getränkeangebot via QR-Code" gescannt werden. Verärgert wie Restaurant-Betreiber Lella aus Verona sind die bayerischen beziehungsweise die deutschen Gastronomen über ihre Gäste nicht, haben sich bisher weder beim Dehoga-Landes- noch beim Bundesverband beschwert. Denn laut Geppert haben die Wirte andere Probleme wie "die Mehrwertsteuererhöhung auf Speisen, steigende Bürokratielasten oder mangelnde Flexibilität hinsichtlich der von Mitarbeitern erwünschten Arbeitsmodelle".
Was wirklich als störend empfunden wird
Was bei den Gastronomen allerdings unerwünscht ist, sei lautstarkes Telefonieren. "Das wird als störend empfunden", sagt Geppert. Wogegen das Schreiben von Nachrichten oder das Fotografieren für die meisten Wirte kein Problem sei. "Im Gegenteil. Es gibt Betriebskonzepte, da sind Fotos von Speisen oder Partystimmung in Sozialen Netzwerken enorm wichtig. Wenn Gäste Fotos posten, ist das immer auch Werbung."
Wichtig: Solange es die anderen Gäste nicht störe, gelte getreu der Liberalitas Bavariae "Leben und Leben lassen", wie Geppert meint. Falls ein Gastronom dem italienischen Beispiel folgen will, gebe es laut dem Verband keine Einwände. "Unsere Mitgliedsbetriebe können mit Blick auf ihr Konzept, ihren Standort und ihre Gäste am besten einschätzen, wie sie sich am Markt mit welchen Aktionen erfolgreich positionieren."
Allerdings gibt der Landesgeschäftsführer zu bedenken, dass solche Anreize "irgendwo eingepreist" werden müssen.
Auch in den USA hat es solche Ideen schon gegeben
Eine ähnliche Initiative, um das Handy im Lokal mal links liegen zu lassen, ist "Misch Tisch". Ein gekennzeichneter Tisch in einem Restaurant, an den sich Menschen setzen, um miteinander ins Gespräch zu kommen. "Ohne Hintergedanken, einfach zum Nicht-Alleinsein", ergänzt Geppert.
Ganz neu ist der Anreiz, dass Gäste einen handyfreien Abend haben, nicht. Die "Rheinische Post" berichtete 2018, "dass die britische Restaurant-Kette ,Frankie und Benny's' eine freie Kinder-Mahlzeit anbot, wenn deren Eltern sich bereiterklärten, das Telefon wegzulegen".
Und schon 2014 schrieb das amerikanische Online-Medium "Business Insider" über das Restaurant "Sneaky's Chicken" in Sioux City (US-Staat Iowa), dass Gäste einen Rabatt von zehn Prozent gewährt bekamen, wenn sie vor der Bestellung dazu bereit waren, ihr geliebtes Smartphone für die Dauer des Restaurant-Aufenthaltes abzugeben.
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