Fukushima: Ein halbes Jahr danach
Diese Bilder erschütterten die ganze Welt: Genau vor einem halben Jahr nach einem Erdbeben und anschließendem Tsunami wurde Japan durch einen Super-Gau verwüstet.
Frankfurt - Knapp ein halbes Jahr nach dem Erdbeben und dem
Tsunami am 11. März und der anschließenden Atomkatastrophe in
Fukushima will Japans neuer Ministerpräsident Yoshihiko Noda den
Kurs seines Vorgängers fortführen und Japan unabhängiger von
Atomenergie machen. Langfristig solle sich Japan auf eine Zukunft
ohne Atomenergie einstellen, sagte Noda nach der Übernahme des
Postens als Regierungschef. Kurzfristig werde das Land jedoch nicht
umhinkommen, derzeit abgeschaltete Reaktoren wieder ans Netz zu
nehmen. Allerdings sei es wohl unrealistisch, dass die 14 geplanten
Atomkraftwerke noch gebaut würden.
Über 30 der 54 japanischen Reaktoren sind derzeit außer Betrieb.
Der Ausfall hat zu landesweiten Engpässen bei der Stromversorgung
geführt. Er glaube, dass Japan in Anbetracht der
Produktionskapazitäten und der Stromnachfrage den Sommer und den
Winter überstehen könne, sagte Noda. Das kommende Jahr mache ihm
jedoch Sorgen. Deshalb glaube er, dass einige Kernkraftwerke wieder
in Betrieb genommen werden sollten. Allerdings werde dies erst
geschehen, wenn eine strenge Überprüfung ihre Sicherheit
festgestellt habe. Atommeiler, die das Ende ihrer Laufzeit erreicht
hätten, würden stillgelegt, sagte Noda.
Erste Ergebnisse des Stresstests in einem Monat erwartet
„Wir erwarten die Ergebnisse der ersten Stufe des Stresstests für
je einen Reaktor jedes Kraftwerks innerhalb eines Monats“, sagte
Japans neuer Wirtschaftsminister Yoshio Hachiro laut „Japan Times“
am Montag. Seiner Meinung nach werde die Entscheidung, ob einige der
Reaktoren wieder in Betrieb gehen können, noch vor April fallen. Die
Regierung werde die Testergebnisse aber der Internationalen
Atomenergiebehörde (IAEA) zur Prüfung vorlegen.
Ein Grund dafür dürfte das erschütterte Vertrauen der Japaner in
ihre eigenen Behörden sein. Nach dem Atomunfall in Fukushima wurde
die enge Verzahnung der Atomkontrollbehörde NISA mit der
Energiewirtschaft scharf kritisiert. Sie untersteht dem Wirtschafts-
und Handelsministerium, das in der Vergangenheit stets als
Befürworter der Kernenergie auftrat.
Atomkontrollbehörde soll unabhängig werden
Noda kündigte an, dass die Regierung die NISA zu einer
unabhängigen Behörde machen will. Als Zeitrahmen dafür nannte er den
kommenden April. Erst dann mit der Überprüfung der Reaktoren zu
beginnen, halte er für zu spät, sagte Noda.
Längerfristig stelle er sich aber eine japanische Gesellschaft
vor, die nicht von der Atomenergie abhängig ist. Wenn die
Atomkraftwerke ihre Lebensdauer erreicht hätten, würden sie
abgeschaltet und neue sollten nicht gebaut werden, sagte Noda.
Begleitend dazu wolle seine Regierung die Entwicklung neuer
Energiequellen, die Verbreitung alternativer, natürlicher
Energiequellen und die Anwendung von Energiesparmaßnahmen fördern.
Diese Pläne seien allerdings mittel- und langfristig, sagte Noda. Es
sei unmöglich, die Abhängigkeit von Atomenergie sofort auf null zu
reduzieren.
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