Für immer verloren im Weltraum

Die US-Astronautin Heidemarie Stefanyshyn-Piper verliert bei einem Außeneinsatz an der Raumstation ISS ihre Werkzeugtasche. Es ist eines der größten Gegenstände, die je ein Raumfahrer im All verloren hat.
von  Abendzeitung
Die US-Astronautin Heidemarie Stefanyshyn-Piper (kleines Foto). Beim Reinigen eines Sonnensegels der ISS entglitt ihr die Wergzeugtasche und verschwand im All. Fotos: AP, NASA TV
Die US-Astronautin Heidemarie Stefanyshyn-Piper (kleines Foto). Beim Reinigen eines Sonnensegels der ISS entglitt ihr die Wergzeugtasche und verschwand im All. Fotos: AP, NASA TV © ap

Die US-Astronautin Heidemarie Stefanyshyn-Piper verliert bei einem Außeneinsatz an der Raumstation ISS ihre Werkzeugtasche. Es ist eines der größten Gegenstände, die je ein Raumfahrer im All verloren hat.

Frauen und ihre Tasche: Zwei Dinge, die zusammengehören. Sie trennt sich vielleicht von ihrem Mann, im Notfall von ihren Schuhen – aber sicher nie von ihrer Tasche. Zumindest auf der Erde. Für die Weiten des Weltalls scheint dieses Gesetz nicht zu gelten.

Denn beim ersten Außenbordeinsatz an der Internationalen Raumstation ISS entglitt der US-Astronautin Heidemarie Stefanyshyn-Piper ihre Tasche. Der Inhalt einer Fettpresse war ausgelaufen. Ein ärgerliches Missgeschick. Die 45-Jährige säuberte die verschmutzten Werkzeuge und wischte sich Staub von den Handschuhen. Dabei verlor sie ihre Tasche – die mitsamt Bürsten, Tüchern, Gurten und Dosen davonschwebte.

Es ist einer der größten Gegenstände, den je ein Raumfahrer im All verloren hat. (siehe Infokasten) Nach Angaben der Raumfahrtbehörde NASA stellt die Tasche aber keine Gefahr für die Raumfähre dar. Wenige Stunden nach dem Zwischenfall befand sich das Objekt bereits in rund vier Kilometer Entfernung von der an die ISS angedockten Fähre. „Sie ist auf einem guten Weg weg von uns“, sagte Flugdirektorin Ginger Kerrick. Stefanyshyn-Piper und ihr Kollege Steve Bowen konnten ihren Einsatz trotz der Panne nach knapp sieben Stunden beenden. Die beiden benutzten Bowens Werkzeuge gemeinsam.

Reparatur eines defekten Sonnensegels

Die zwei Astronauten reparierten ein defektes Sonnensegel und mussten ein Scharnier säubern und neu einfetten, das seit einem Jahr blockiert ist. Zudem sollen sie ein weiteres Scharnier eines anderen Sonnensegels einfetten, um eine ähnliche Blockade zu verhindern. Die Energie des defekten Sonnensegels wird für den Ausbau der ISS gebraucht. Heute brechen Stefanyshyn-Piper und ihr Kollege Bowen zu ihrem zweiten Weltraumspaziergang auf. Die Astronauten wollen das defekte Drehgestell eines der drei Sonnensegel reparieren.

Auf ihre Tasche sollte sie besser aufpassen. Und verstaubte Handschuhe – im Weltall sollten ein paar Krümel doch eigentlich keine Rolle spielen. Womit aber bewiesen wäre: Der weibliche Wunsch nach Sauberkeit ist kein ausschließlich irdisches, sondern ein galaktisches Phänomen.

Schon häufiger verschwanden Dinge im Weltall

Astronautin Heidemarie Stefanyshyn-Piper ist nicht die Einzige – bei Außenbordeinsätzen verschwanden schon häufiger Dinge im Weltall.

Im September 2006 verlor der Astronaut Joe Tanner bei Arbeiten an der ISS einen Bolzen, eine Feder und eine Dichtung.

Während eines Einsatz im Juli 2006 entglitt Piers Sellers und Michael Fossum ein 35 Zentimeter langer Spachtel, als sie eine Reparaturmethode für die Raumfähre testeten.

Im März 2001 löste sich beim Astronauten Jim Voss bei Arbeiten an der ISS eine Halterung für die Sicherung der Raumfahrer vom Roboterarm des Space Shuttles und trieb ins All. Etwas später mussten bei dieser Mission die Triebwerke der „Discovery“ gezündet werden, um sie in eine andere Umlaufbahn zu bringen, um einem Stück Weltraumschrott auszuweichen.

Während eines Außenbordeinsatzes im Dezember 1998 an der ISS verlor der Astronaut Jerry Ross ein Stück einer Isolierung und zwei Werkzeuge.

Christoph Landsgesell

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