Frust und Frost: Panik im Zug, Ebbe im Tank

Autofahrer, Bahn- und Flugreisende trifft der Winter hart. Es gibt erste Engpässe bei Tankstellen, der Frankfurter Flughafen schließt für eine Stunde und die Weihnachtspost dauert länger als sonst.
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Massenhaft, so wie hier in Nordhessen auf der A 5, rutschten Lkw im Schnee aus und blockierten die Fahrbahnen.
dapd Massenhaft, so wie hier in Nordhessen auf der A 5, rutschten Lkw im Schnee aus und blockierten die Fahrbahnen.

MÜNCHEN - Autofahrer, Bahn- und Flugreisende trifft der Winter hart. Es gibt erste Engpässe bei Tankstellen, der Frankfurter Flughafen schließt für eine Stunde und die Weihnachtspost dauert länger als sonst.

Statt Winterwunderland-Romantik erleben Autofahrer, Flug- und Bahnreisende schwere Zeiten. Verspätungen und Ausfälle gibt es massenhaft. In einem steckengebliebenem Zug brach Panik aus. Zugleich gibt es erste Versorgungsengpässe. Manchen Tankstellen geht der Sprit aus. Auch die Weihnachtspost kämpft gegen das Wetter.

Besonders hart traf der Winter einen Regionalzug zwischen Hamburg und Lübeck. Wegen eines Kurzschlusses war der Zug stehen geblieben. Zunächst versorgte das Notstromaggregat die 350 Fahrgäste mit Heizung und Licht.

Nach 90 Minuten sind die Batterien leer, erst wird es kalt, dann dunkel. Die Schaffner versuchen, die Fahrgäste, darunter zwei Schulklassen zu beruhigen: „Das ist ihnen nicht gelungen“, sagt ein Bahnsprecher. Zweieinhalb Stunden stand der Zug, gegen 19 Uhr ruft eine der Lehrerinnen im Zug die Polizei.

„Wir wollen hier raus“, rufen panische Fahrgäste. Sie versuchen, trotz der schneidenen Kälte die Fensterscheiben einzuschlagen.

„Aus Sicherheitsgründen“, das Gelände ist uneben, der Gegenverkehr rollt normal, lässt der Lokführer die Türen auf der Strecke zwischen Bad Oldesloe und Hamburg verschlossen. Die Rettungsbemühungen der Bahn sind derweil vom Pech verfolgt: Eine Diesellok kann Hamburg wegen eines Weichenschadens nicht verlassen, eine weitere fällt auch aus, ein Notfallmanager braucht wegen des Schnees zweieinhalb Stunden für 40 Kilometer: „Eine Verkettung unglücklicher Umstände“, sagt ein Bahnsprecher. Aber tatsächlich räumt er ein: „Wir hätten früher handeln müssen.“ Um 20. 30 sind alle Fahrgäste in Sicherheit, verletzt wurde niemand.

Den ersten Tankstellen in Deutschland geht wegen des Winterwetters der Treibstoff aus. Weil auch Tanklastzüge nicht mehr durchkommen, bleiben einige Lieferungen stecken.

Besonders betroffen sind Stationen in den Mittelgebirgen wie im Harz, Erzgebirge oder Thüringer Wald. Der Verband betont, dass dies noch keine Krisensituation sei. Deutschland habe mit rund 15000 Stationen ein sehr dichtes Tankstellennetz. Es werde ständig daran gearbeitet, die Versorgungskette nicht abreißen zu lassen.

„Sollte an einer Tankstelle vorübergehend das Benzin knapp werden, könnten die Autofahrer meist auf eine andere ausweichen“, sagte Verbandssprecherin Karin Retzlaff. Einige Mineralölfirmen wie etwa Shell hätten allerdings schon von Lieferproblemen berichtet.

Problem sei, dass die Tankstellen nur begrenzt Treibstoffvorräte vorhalten und daher regelmäßig beliefert werden müssen. Nach Angaben des Verbandes hatte es wegen der Straßenbedingungen auch in einem großen Tanklager in Thüringen schon Schwierigkeiten mit der Auslieferung gegeben. Bei Sichtweiten unter 50 Metern oder Glätte müssen Gefahrgut-Transporter den nächsten Parkplatz anfahren. In Göttingen wurden demnach Superbenzin und Diesel zur Mangelware.

Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt war am Donnerstagabend eine Stunde lang geschlossen. 236 Flüge wurden annulliert. Die notwendige Enteisung der Jets sorgt für Verzögerungen.

Der Wintereinbruch bremst die Weihnachtspost. Laut Bundesverband der Post-Dienste sind die innerdeutschen Laufzeiten von ein bis zwei auf zwei bis vier Tage gestiegen. Verbandschef Rudolf Pfeiffer rät, Weihnachtspost und Online-Bestellungen bis Montag aufzugeben, damit alles pünktlich ankommt.

„Wenn die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt bleiben und die Straßen ständig neu geräumt und gestreut werden müssen, könnte sich die Lage vor den Feiertagen weiter zuspitzen“, sagte Pfeiffer.

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