Früher Schnee kappt Strom und Heizung in den USA

Eine Schneefront ist - für viele völlig überraschend - über die halbe US-Ostküste hereingebrochen und hat mehrere Bundesstaaten ins Chaos gestürzt.
von  dpa

Weihnachtswetter statt Halloweenspaß: Eine Schneefront ist - für viele völlig überraschend - über die halbe US-Ostküste hereingebrochen und hat mehrere Bundesstaaten ins Chaos gestürzt. Flughäfen mussten schließen, Autobahnen wurden zu Parkplätzen und Millionen Bürger waren ohne Strom.

New York - Mindestens drei Menschen starben. Und obwohl am Sonntag wieder die Sonne schien, wird die Beseitigung des Chaos mancherorts noch Tage dauern.

Obwohl die Region raue Winter gewöhnt ist, ist Schnee im Oktober ungewöhnlich. Jetzt fiel in einigen Gebieten in ein paar Stunden mehr als ein halber Meter. Am Flughafen John F. Kennedy mussten die Reisenden sechs Stunden und mehr Verspätung in Kauf nehmen. Andere Airports schlossen ganz - darunter der internationale in Newark. Die U-Bahnen kamen aus dem Takt. Im Zuccotti-Park in Südmanhattan harrten die Besetzer der bankenkritischen Aktion "Occupy Wall Street" in ihren Schlafsäcken aus. In Massachusetts, Connecticut, New Jersey und Teilen New Yorks riefen die Gouverneure den Notstand aus.

Die Meteorologen hatten zwar den ersten Schnee für Sonntag vorausgesagt, aber die Heftigkeit des Schneesturms, der noch dazu einen halben Tag früher kam, überraschte selbst die Experten. Zudem sind die Menschen in Washington, Philadelphia, New York oder Boston anderes in dieser Jahreszeit gewohnt: Der Spätoktober gleicht hier eher einem Frühseptember in Deutschland. Warme Tage laden dann zum Herbsturlaub ein - nicht zum Schneeschippen. Immerhin: In New Hampshire liefen schon vorzeitig die Skilifte.

Die Lage ist in einigen Gebieten dramatisch, mindestens drei Menschen kamen ums Leben. In Temple in Pennsylvania wurde laut CNN ein 84-Jähriger in seinem Haus von einem Baum erschlagen, der die Schneelast nicht mehr tragen konnte und durch das Dach brach. In Connecticut verunglückte ein Mann mit seinem Auto. Und in Springfield, Massachusetts, starb ein 20-Jähriger an einem Stromschlag, als er eine Polizeiabsperrung ignorierte und an heruntergerissene Starkstromkabel geriet.

Eigentlich hatten Millionen Amerikaner ihre Häuser für Halloween mit Spinnweben, Hexen und anderem schauerlichen Zeug geschmückt. Jetzt sieht es eher aus wie zu Weihnachten. "Wir hatten schon extra mehr Kerzen geordert, die dienen jetzt einem ganz anderen Zweck", heißt es in einem New Yorker Drogeriemarkt. Gefragter sind nur noch Batterien, denn viele New Yorker fürchten das Schicksal, das andere im Umland schon haben: Für Millionen ist der Strom weg.

Gut 1,8 Millionen Kunden sollen ohne Elektrizität sein - wobei "ein Kunde" zuweilen ein Haus mit Dutzenden Haushalten ist. "Wir können nichts machen. Telefon, Internet und Fernsehen funktionieren nicht und zum Lesen fehlt das Licht", klagt eine Frau in New Jersey. "Und zur Dunkelheit kommt noch Kälte." Denn viele Häuser heizen elektrisch oder brauchen zumindest Strom zum Betrieb der Öfen. "Beim Stromversorger läuft nur ein Band, das sagt, dass der Strom am Mittwoch um 11.59 Uhr wieder da sei. Wenn das wirklich so ist, drehe ich durch." In vier Tagen ohne Strom würden alle Vorräte verderben.

Für einige liegt der letzte tagelange Stromausfall gerade zwei Monate zurück, als Hurrikan "Irene" die Leitungen heruntergerissen hatte. In Washington, wo der Begriff Weißes Haus derzeit eine doppelte Bedeutung hat, unterbrach Präsident Barack Obama sogar die Halloweenparty. In New Jersey wird Gouverneur Chris Christie ebenso wenig nach einer Feier zumute gewesen sein: Er saß selbst im Dunkeln.

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