Freunde machen froh...
... und dadurch auch gesund! Eine neue Studie erklärt den Zusammenhang zwischen sozialen Netzwerken, Glück und Gesundheit. Denn Glücklichsein ist tatsächlich ansteckend.
LONDON Erkältungen sind tückisch. Was die Krankheit so fies macht, sind aber nicht der kratzende Hals und die laufende Nase, sondern die hohe Ansteckungsgefahr. Ist in einer Schulklasse nur ein Kind krank, schniefen und husten bald alle. Doch was, wenn sich nicht nur Krankheiten über Ansteckung verbreiten lassen, sondern auch positive Dinge? Zum Beispiel Glück?
Die kalifornischen Wissenschaftler James Fowler und Nicholas Christakis haben jetzt herausgefunden, dass Glücklichsein tatsächlich ansteckend wirkt. In der so genannten Framingham-Heart-Studie analysierten sie die Daten von insgesamt 5000 Menschen aus über 20 Jahren. Das Ergebnis: Menschen, die sich selbst als glücklich bezeichnen, haben fast nur Freunde, die sich ebenfalls als glücklich bezeichnen. Unglückliche Menschen dagegen finden sich eher mit anderen unglücklichen Menschen zusammen.
Und: Menschen lassen sich vom Glück anderer anstecken, je näher diese Mitmenschen mit ihnen zusammenleben, schreiben die Wissenschaftler im „British Medical Journal“. Glückliche Freunde, die im Umkreis von wenigen Kilometern, leben, die man also häufig sieht, erhöhen die eigene Wahrscheinlichkeit, glücklich zu werden, um 25 Prozent. Das gilt nicht nur für glückliche Freunde, sondern auch für Ehepartner oder in der Nähe lebende Geschwister. Je weiter weg die Freunde oder Verwandten leben, desto weniger beeinflusst deren Glück das eigene Glücksempfinden. Zwischen Kollegen findet diese Beeinflussung nach Ansicht der Forscher übrigens nicht statt. Das Fazit von Fowler und Christakis: „Genauso wie Gesundheit ist Glück offenbar ein kollektives Phänomen.“
Noch mehr: Glücklich-Sein ist nach Ansicht der Wissenschaftler sogar eine Voraussetzung für Gesundheit. Ihre Analysen haben ergeben, dass die glücklichen Menschen der Stichprobe weniger häufig krank wurden und sogar später starben als die unglücklichen Menschen. Woran liegt das? „Unter anderem daran, dass entspannte, gesunde Menschen weniger Stresshormone ausschütten, was sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt“, sagen James Fowler und Nicholas Christakis.
Selbst wenn die glücklichen Menschen im Alter krank wurden, konnten sie mit ihrer Lage offenbar besser umgehen als Menschen, die sich schon von Anfang als unglücklich bezeichnen – weil sie in der Vergangenheit gelernt haben, dass das Leben viele positive Dinge für sie bereithält.
Außerdem schauen sich Menschen offenbar gegenseitig ihre Verhaltensweisen ab – und wer viel mit gesund lebenden Menschen zu tun hat, übernimmt unbewusst deren Verhaltensweisen. Wenn also einer im Freundeskreis mit einer Diät beginnt, ziehen andere nach; wenn einer aufhört zu rauchen, machen die Freunde mit.
Die Beeinflussung kann übrigens auch in die entgegengesetzte Richtung funktionieren. Eine Studie von Ethan Cohen-Cole und Jason Fletcher von der US-Universität Yale zeigt, dass vor allem solche Menschen über Kopfschmerzen klagen, die mit Kopfwehpatienten befreundet sind. Das gilt sogar für Rückenschmerzen oder Hautkrankheiten wie Akne.
Ob das tatsächlich an gegenseitiger Beeinflussung liegt? Cohen-Cole ist skeptisch: „Vielleicht liegt es auch nur daran, dass man sich solche Freunde sucht, die einem möglichst ähnlich sind.“
- Themen: