Freiburger Missbrauchsfall: Bundeswehr-Soldat vor Gericht
Freiburg - Im Fall eines jahrelang sexuell missbrauchten Jungen aus dem Raum Freiburg steht rund zweieinhalb Wochen nach dem ersten Urteil ein zweiter Verdächtiger von Montag (14:00 Uhr) an vor dem Freiburger Landgericht. Dem heute 50 Jahre alten Soldaten der Bundeswehr wird vorgeworfen, den in Staufen bei Freiburg lebenden Jungen im vergangenen Jahr zweimal vergewaltigt zu haben. Er soll die Taten gefilmt und die Aufnahmen an andere weitergeleitet haben.
Staatsanwaltschaft will lange Haftstrafe für Soldaten
Geplant sind Gerichtsangaben zufolge zunächst vier Verhandlungstage. Ein Urteil könnte es Mitte Mai geben. Die Staatsanwaltschaft will nach eigenen Angaben eine lange Haftstrafe sowie anschließende Sicherungsverwahrung erreichen.
Gehört werden sollen zehn Zeugen, darunter acht Polizeibeamte. Zudem soll ein psychiatrischer Gutachter zur Frage aussagen, wie gefährlich der Mann für die Allgemeinheit ist. Das Opfer ist Nebenkläger in dem Prozess. Vertreten wird es durch eine Rechtsanwältin.
Acht Verdächtige im Missbrauchsfall
Der heute neun Jahre alte Junge war den Angaben zufolge mehr als zwei Jahre lang von Männern aus dem In- und Ausland vergewaltigt worden (AZ berichtete). Die 48 Jahre alte Mutter des Jungen und ihr 39 Jahre alter Lebensgefährte hätten ihn hierfür im Internet angeboten. Es gibt insgesamt acht Verdächtige. Jeder von ihnen ist einzeln angeklagt.
Der Soldat sitzt in Untersuchungshaft. Festgenommen wurde er im vergangenen Oktober in seiner Kaserne der deutsch-französischen Brigade in Illkirch-Graffenstaden bei Straßburg im Elsass. Er war dort laut Gericht Stabsfeldwebel. Nach Angaben des Heeres ist er vorläufig des Dienstes enthoben und darf keine Uniform mehr tragen.
Weitere Prozesse folgen in den kommenden Monaten
Es ist in Freiburg der zweite von mehreren Prozessen in dem Fall. Mitte April ist ein 41-Jähriger zu zehn Jahren Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden. Es war das erste Urteil in dem Fall, der im Januar bekannt geworden war. Weitere Prozesse folgen Justizangaben zufolge in den kommenden Monaten.
Die Verbrechen an dem Jungen hatten auch für die Ermittler eine bisher nicht gekannte Dimension, unter anderem wegen der Rolle der Mutter. Justiz und Jugendamt stehen in dem Fall in der Kritik. Ihnen wird vorgeworfen, den Jungen nicht ausreichend geschützt zu haben. Dieser ist den Angaben zufolge inzwischen in staatlicher Obhut.
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