Flugzeugabsturz vor Afrikas Küste

NAIROBI - Es sollte ein Flug in die Heimat werden, doch kurz vor dem Ziel kracht der Airbus ins Meer: Vor Afrikas Ostküste ist ein jemenitisches Passagierflugzeug mit 153 Menschen an Bord aus noch unbekannter Ursache abgestürzt. Einziger Überlebende sind bislang ein Kind und der Pilot.
Nur noch fünf Minuten – dann sollten sie ihr Urlaubsziel erreichen, ihre Familien, ihre Heimat. Doch während die Angehörigen am Flughafen der komorischen Hauptstadt Moroni bereits warteten, stürzte der Flieger von Yemenia Air in den Indischen Ozean – mindestens 150 Menschen an Bord starben. Einzig ein Kind und der Pilot überlebten den Aufprall.
Die Suche nach Überlebenden geht weiter, doch die Rettungskräfte ziehen zumeist Leichen aus dem Wasser. In Frankreich herrscht Entsetzen – zu frisch ist die Erinnerung an den Absturz der Air-France-Maschine am 1. Juni, bei dem 228 Menschen auf dem Weg von Rio de Janeiro nach Paris ums Leben kamen, darunter auch zwei Münchnerinnen. Auch am komorischen Flughafen zeige sich „schiere Verzweiflung“, sagt der hiesige Generalkonsul. Er bezeichnete die Maschine als „fliegenden Viehtransporter“.
Schrottflugzeuge kreisen über Afrika
Denn über Afrika kreisen zahlreiche ausrangierte EU-Maschinen. Das meint zumindest die Organisation „SOS Voyage au Comores“, eine Gruppe, die Reisen auf die Komoren verbessern will. Wissentlich würden die Reisenden in Schrottflugzeuge gesetzt, die den Normen nicht entsprechen, sagte Farid Soilihi, Präsident von „SOS Voyage“. Auch sein Kollege Mhoudine Jamal hat zahlreiche Flüge mit Yemenia hinter sich – und sagt, er werde nie wieder in eines dieser Flugzeuge steigen. SOS Voyage fordere seit langem „anständige Flüge“. Doch die, sagt Jamal, gebe es nur von europäischen Flughäfen. „Wenn man von Paris nach Sanaa fliegt, gibt es keine Probleme. Doch danach sieht das anders aus.“
Selbst die Regierung der Komoren wisse um den schlechten Zustand der Maschinen – und unternehme nichts. Auch deshalb sei sie an dem Tod der 153 Passagiere mitverantwortlich, so Jamal. Es mangele an Sicherheit und an Achtung für die Passagiere. Die Fluggesellschaft Yemenia wies die Vorwürfe zurück. Bei der abgestürzten Maschine soll bereits 2007 „eine große Zahl von Mängeln“ festgestellt worden sein, sagte Frankreichs Verkehrsminister Dominique Bussereau. Seitdem sei die Maschine „vom französischen Himmel verschwunden“ – nicht aber vom afrikanischen. Auf einer Schwarzen Liste stehe Yemenia nicht, auch wenn die Airline verstärkt überwacht wurde.
Der Pilot versuchte noch durchzustarten - vergeblich
Der Airbus A310 der Airline Yemenia war am Abend in Jemens Hauptstadt Sanaa gestartet. Viele der Passagiere waren Komorer und Franzosen, die pünktlich zum Ferienbeginn in den Inselstaat wollten. Ein Teil der Urlauber war zunächst von Paris über Marseille nach Sanaa geflogen. Dort stiegen sie in die Unglücksmaschine – laut ersten Erkenntnissen ein alter, schlecht gewarteter Flieger, der seit 19 Jahren im Einsatz war. Unter den Passagieren sind laut Pariser Behörden 66 Franzosen, jemenitische Quellen sprechen von 26 Franzosen, 54 Komorern, einem Kanadier und einem Palästinenser. Die Unstimmigkeiten erklären sich wohl durch doppelte Staatsbürgerschaften.
Als Absturz-Ursache nehmen Luftfahrtexperten schlechtes Wetter an: Böen und Regen sollen die Maschine ins Trudeln gebracht haben. Der Pilot habe während des Landeanflugs noch durchgestartet – vergeblich. Eine Augenzeugin berichtete, die Maschine sei brennend ins Meer gestürzt, Flammen schossen aus dem Rumpf.
Frankreich schickte Militärschiffe und Transportflugzeuge mit Tauchern, Ärzten und Psychologen. Auch Madagaskar beteiligte sich an der Suche nach Überlebenden. Der Absturz des A310 ist bereits das zweite Airbus-Unglück innerhalb eines Monats. Einen Zusammenhang zwischen den Unfällen sei aber nicht zu erkennen, sagte eine Airbus-Sprecherin der AZ: „Die zwei Abstürze lassen sich nicht vergleichen. Jeder Unfall ist individuell.“ Die Absturzursache des Air-France-Fluges ist – trotz zahlreicher Spekulationen – bislang ungeklärt.
A. K. Koophamel