Flugzeug über libyscher Hauptstadt abgestürzt
TRIPOLIS/AMSTERDAM - Über der libyschen Hauptstadt Tripolis ist am Mittwoch ein Passagierflugzeug mit 105 Menschen an Bord abgestürzt. Unter den Opfern waren 61 Holländer. Nur ein 9-jähriger Junge soll das Unglück überlebt haben.
Beim Landeanflug auf die libysche Hauptstadt Tripolis sind am Mittwoch rund 100 Menschen ums Leben gekommen. Von ihnen stammten 61 aus den Niederlanden. Dort lösten die Nachrichten von dem Flugzeugabsturz Entsetzen aus. Ministerpräsident Jan Balkenende zeigte sich in einer ersten Reaktion schockiert. Die meisten Niederländer hatten eine organisierte Reise nach Südafrika gebucht. Die Unglücksmaschine der Fluggesellschaft Afrikijah Airways kam aus Johannesburg und hätte nach der Landung in Tripolis nach London weiterfliegen sollen. Nach Angaben eines Reisebüros in Amsterdam waren einige Passagiere für einen Weiterflug nach Düsseldorf gebucht. An Bord waren 93 Passagiere und elf Besatzungsmitglieder. Bis zum Abend wurden nach Angaben der libyschen Behörden 96 Tote geborgen.
Nur ein Kind überlebte das Unglück. Sein Geschlecht und seine Staatsbürgerschaft waren nach Angaben des Außenministeriums zunächst unklar. Aufnahmen des libyschen Fernsehens zeigten das Kind mit bandagiertem Kopf und einer Sauerstoffmaske in einem Krankenhausbett.
Die Ursache des Unglücks war unklar. Das Wetter in Tripolis war gut. Nach Angaben britischer Meteorologen war der Luftraum nicht durch Aschepartikel des isländischen Vulkans Eyjafjalla beeinträchtigt.
Das libysche Fernsehen zeigte Bilder weit verstreuter Wrackteile. Dutzende Polizisten und Rettungskräfte waren an der Unglücksstelle im Einsatz. Fünf Spezialisten von Airbus und zwei Experten der französischen Agentur für Luftfahrtsicherheit (BEA) brachen nach Tripolis auf, um bei der Suche nach der Unfallursache zu helfen.
Bundespräsident Horst Köhler sprach dem libyschen Staatschef Muammar Gaddafi und den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. EU-Parlamentspräsident Jerzy Buzek sagte in Brüssel: „Für das EU-Parlament übermittele ich den Familien und Freunden der Opfer meine Anteilnahme.“
Die Fluggesellschaft Afrikijah wurde im April 2001 gegründet und ist im Besitz der libyschen Regierung. Sie steht nicht auf der Schwarzen Liste der EU. Auf europäischen Flughäfen sei Afrikijah kürzlich zehn Sicherheitsinspektionen unterzogen worden, teilte die Europäische Agentur für Flugsicherung mit. Dabei seien keine erheblichen Mängel festgestellt worden.
Das Unglück am Mittwoch war das vierte derartige am Flughafen Tripolis in den vergangenen 40 Jahren. Zuletzt kamen 1989 beim Absturz einer Maschine der Korean Air 75 der 199 Insassen ums Leben.
dpad