"Flüchtlinge" ist das Wort des Jahres 2015

Wiesbaden – 2015 wird der Titel "Wort des Jahres" an den Begriff "Flüchtlinge" verliehen.
Aus der Begründung der Jury: "Das Substantiv steht nicht nur für das beherrschende Thema des Jahres, sondern ist auch sprachlich interessant. Gebildet aus dem Verb flüchten und dem Ableitungssuffix -ling ('Person, die durch eine Eigenschaft oder ein Merkmal charakterisiert ist'), klingt Flüchtling für sprachsensible Ohren tendenziell abschätzig: Analoge Bildungen wie Eindringling, Emporkömmling oder Schreiberling sind negativ konnotiert, andere wie Prüfling, Lehrling, Findling, Sträfling oder Schützling haben eine deutlich passive Komponente. Neuerdings ist daher öfters alternativ von Geflüchteten die Rede. Ob sich dieser Ausdruck im allgemeinen Sprachgebrauch durchsetzen wird, bleibt abzuwarten."
Auf den Plätzen zwei bis zehn landeten "Je suis Charlie", "Grexit", "Selektorenliste", "Mogel-Motor", "durchwinken", "Selfie-Stab", "Schummel-WM", "Flexitarier" und der Merkel-Ausspruch "Wir schaffen das".
Die Experten-Jury kürt Wörter und Wendungen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich besonders bestimmt haben. Aus rund 2.500 Vorschlägen mussten die Sprachforscher auswählen. Themenbereiche waren unter anderem Asyl/Flüchtlinge, Pegida und Islamismus sowie Griechenland, Russland und VW.
Die Aktion der Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) gibt es bereits seit dem Jahr 1977. Seit dem kürt sie regelmäßig Wörter und Wendungen, die das politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Leben eines Jahres sprachlich in besonderer Weise bestimmt haben. 2014 ging die Auszeichnung an die Berliner "Lichtgrenze" zum Mauerfall-Jubiläum.
Einen Überblick über die Worte der letzten Jahre finden Sie in unserer Fotostrecke.