Fleischverzicht kann auch Mode sein

Schnitzel, Wurst und Mett - mehr Menschen als früher verzichten in Deutschland freiwillig auf Fleisch. Ob sie jedoch dabei bleiben, ist eine andere Sache.
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Schnitzel, Wurst und Mett - mehr Menschen als früher verzichten in Deutschland freiwillig auf Fleisch. Ob sie jedoch dabei bleiben, ist eine andere Sache.

Berlin - Das sagte Kulturwissenschaftler Gunther Hirschfelder im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa zum Weltvegetariertag.

"Heute gibt es viele Mode-Vegetarier, die auf Fleisch verzichten, wenn es gerade passt. Im Moment wird eine Generation erwachsen, die mit einer enormen Bequemlichkeitsorientierung groß geworden ist", berichtet der Buchautor. Lebensmittelskandale trügen dazu bei, dass viele nur vorübergehend auf Fleisch verzichteten.

Manche Menschen verfolgten mit dem Fleischverzicht auch Ziele wie Körperstyling, Gesundheit und Lebensverlängerung, hat der Professor von der Universität Regensburg beobachtet. Ideologie spiele nicht mehr die gleiche Rolle wie früher. Die junge Generation experimentiere einfach mit vegetarischen und veganen Ideen.

Unterscheiden ließen sich die Anhänger dieser Ernährungsformen weniger nach der sozialen Herkunft, als vielmehr nach den Lebensstilen: "Man isst, was zu einem passt." Grundsätzlich sei der Fleischverzicht aber eher im oberen Einkommens- und Bildungsdrittel der Bevölkerung angesiedelt.

Im weltweiten Vergleich sei die Spitze des Fleischkonsums indes erreicht, sagt Hirschfelder. "Im 21. Jahrhundert wird sicherlich weniger Fleisch gegessen als noch vor zehn Jahren." Das sei auch dringend notwendig: Denn die Weltbevölkerung wachse bei stetig schrumpfenden Rohstoffmengen rasend. "Fleischkonsum muss man dann mit Boden- und Energieraubbau gleichsetzen."

Die Menschen müssten sich daran gewöhnen, dass sie nicht jeden Tag Fleisch essen könnten. Zunehmende Hungerskrisen in Dritte-Welt-Ländern würden ethische Diskussionen über die Rechtmäßigkeit des Konsums entfachen.

Das Essverhalten der Deutschen insgesamt sieht der Experte kritisch: Zwar hätten die Medien eine starke Fokussierung auf das Thema. "Dennoch vernachlässigen wir Essen in erheblichem Maße: Wir schauen uns im Fernsehen reich gedeckte Tafeln an und mampfen dabei Minderwertiges."

Gespräch: Julian Mieth, dpa

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