Finger weg von Scholle und Lachs
Die Naturschutzorganisation Greenpeace hat einen Ratgeber veröffenlicht, in dem Tipps zum politisch korrekten Fischkauf gegeben werden und machte dabei deutlich, was Verbraucher zum Schutz der Meere beitragen können.
Scholle und Atlantischer Lachs sollten nach Ansicht der Naturschutzorganisation Greenpeace für umweltbewusste Fisch-Esser tabu sein. Regenbogenforelle, Zander und Pangasius dagegen könnten derzeit problemlos auf den Tisch, sagte die Greenpeace-Meeresexpertin Iris Menn am Dienstag in Hamburg. Dort stellte die Organisation ihren neuen Ratgeber «Fisch - beliebt, aber bedroht» vor. Darin hat Greenpeace erstmals die Bestände von mehr als 40 Fischarten bewertet.
Das Handbuch solle ein «Werkzeug» sein, sagte Menn. «Verbraucher haben jetzt die Möglichkeit, durch ihr Einkaufsverhalten zum Schutz der Meere selbst beizutragen.» Sie könnten weniger Fisch essen - und zu besseren Alternativen greifen.
«Maßlose Verschwendung von Leben»
Greenpeace hat Menn zufolge eine Methode entwickelt, um nicht-nachhaltige Fischerei zu kennzeichnen. Kriterien seien etwa die Situation des Bestands und die Fangmethode. Die Organisation kritisiert besonders die Fischerei mit Grundschleppnetzen, unter anderem wegen des hohen Anteils an Beifang: «Das ist eine maßlose Verschwendung von Leben.» Wegen Unstimmigkeiten über die Grundschleppnetz-Fischerei hätten die Umweltstiftung WWF und Greenpeace keinen gemeinsamen Fischratgeber herausgebracht, sagte Menn. Bei manchen Arten wie Kabeljau und Thunfisch gebe es im Fischratgeber eine differenzierte Empfehlung, sagte die Meeresexpertin - Fischesser müssten genau auf die Fanggebiete achten. Trotz positiver Signale der Fischindustrie fehle allerdings häufig eine klare Kennzeichnung auf der Verpackung. «Der Verbraucher muss nachfragen, ohne Zweifel braucht er Mut.»
Greenpeace für Stopp der illegalen Fischerei
«Die Situation der weltweiten Fischbestände ist dramatisch», sagte Menn. «80 Prozent der Fischbestände der EU werden so stark befischt, dass ihre Nachkommenschaft nicht gesichert ist.» Greenpeace fordert, dass illegale Fischerei gestoppt, Beifang vermieden und Meeresschutzgebiete eingerichtet werden. Für Konsumenten sei der Ratgeber «zu pauschal», kritisierte Matthias Keller vom Fisch-Informationszentrum, der Interessenvertretung der Fischwirtschaft. «Alle Fische, die legal auf den Markt kommen, sind bedenkenlos zu essen.» Für verantwortliche Politiker in Brüssel allerdings sei er eine «wichtige Lektüre». Angesichts der dramatischen Überfischung der Weltmeere hatte die Europäische Kommission in der vergangenen Woche Alarm geschlagen. Die gemeinsame Fischereipolitik der EU müsse von Grund auf erneuert werden. «Derzeit ermutigt die EU-Fischereipolitik weder die Fischer noch die Industrie zu verantwortungsvollem Verhalten», hatte Fischereikommissar Joe Borg gesagt. (dpa)