Filmreife Helikopter-Flucht: Rédoine Faid, der Ausbrecher-König
Mit einem Hubschrauber flieht Räuber Rédoine Faïd aus dem Gefängnis in Frankreich – zum zweiten Mal in fünf Jahren. Wer ist dieser Mann?
Paris - Es dauert nur wenige Minuten. Als wäre es Routine. Keine Geiseln, keine Verletzten. Nur ein Hubschrauber, der plötzlich im Gefängnis-Innenhof aufsetzt. Drei bewaffnete Männer springen heraus. Sie laufen zum Besucherzimmer, brechen die Tür auf – und holen ihren Spezl heraus. Dann hebt der Helikopter wieder ab – und mit ihm Frankreichs berüchtigter Gangster und Ausbrecher: Rédoine Faïd.
Seine spektakuläre Flucht aus der Anstalt in Réau südöstlich von Paris ist filmreif und detailliert geplant: Seine Komplizen stürmen mit Waffen und Tränengas hinein, als sich Faïd mit seinem Bruder im Gästeraum aufhält. Sie landen im Innenhof, dem einzigen Ort, an dem es keine Flugabwehrnetze gibt und der von den Wachtürmen aus nicht einzusehen ist. Die Ermittler glauben, dass all das schon vor Monaten mit Drohnen ausgekundschaftet worden sein könnte.
Der Hubschrauber der Bande ist zudem gestohlen, der Pilot zur Mithilfe gezwungen. Er steht noch immer unter Schock.
Vor fünf Jahren hat er die Türen mit Dynamit gesprengt
Das Einzige, was bei dem Ausbruch am Sonntag nicht so ganz gelingt: den Flucht-Hubschrauber später in Brand zu setzen. Er wird 60 Kilometer vom Gefängnis entfernt gefunden. Das danach verwendete Fluchtauto, einen schwarzen Renault Mégane, zünden Faïd und seine Helfer auf einem Parkplatz an.
Das Verblüffende: Es ist schon Faïds zweiter geglückter Ausbruch. 2013 sprengte der heute 46-Jährige fünf Gefängnis-Türen im französischen Sequedin mit Dynamit und nahm vier Wächter als Geiseln. Danach zog er sich eine Uniform an und floh in einem Auto. Sechs Wochen konnte er damals trotz internationaler Fahndung untertauchen. Wer aber ist der uneinsichtige Kriminelle, den Frankreich jetzt unter Hochdruck sucht? Faïd ist der Sohn algerischer Einwanderer und wuchs in einem Pariser Vorort auf.
2.900 Beamte suchen nach Rédoine Faïd
Er gibt sich selbst gern als Spezialist fürs Ausrauben von Geldtransportern. Darüber hat er sogar ein Buch geschrieben, setzte sich in Talkshows und plauderte über sein Vorbild: Al Pacino in den Filmen "Scarface" (1983) und "Heat" (1995), in dem auch Robert De Niro mitspielt.
Bei einem seiner versuchten Raubüberfälle im Jahr 2010 kommt eine Polizistin ums Leben. Dafür wird Faïd von einem Berufungsgericht zu 25 Jahren Haft verurteilt.
Rund 2.900 Beamte suchen nun seit Sonntag nach dem gefährlichen Räuber. "Die Ordnungskräfte sind vollständig mobilisiert, um zu versuchen, diese Person wiederzufinden", sagte Premierminister Édouard Philippe gestern.
Justizministerin Nicole Belloubet hat zudem eine Inspektion angeordnet, um zu prüfen, ob die Sicherheitsvorkehrungen im betroffenen Gefängnis mangelhaft waren.
Es ist nicht die erste Flucht mit einem Helikopter
Ganz neu ist die Idee mit dem Helikopter-Ausbruch nicht. Im Juli 2009 flohen zum Beispiel drei Gefangene im belgischen Brügge auf diese Weise. Unter ihnen: Ashraf Sekkaki. Der Marokkaner galt als gefährlichster Krimineller Belgiens. Gewalt, Überfälle, Geiselnahmen – er war für alles bereit und äußerst brutal. Er wurde wenig später, im August 2009, in seiner Heimat gefasst.