Feminine Fantasien

Warum ein neues Erotikmagazin für Frauen mehr nackte Mädels als Männer zeigt, was tabu ist – und wo die Hemmschwelle liegt
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"AlleyCat" setzt auf subtile Erotik - wie sie auch Richard Gere im Kino verkörpert.
AZ "AlleyCat" setzt auf subtile Erotik - wie sie auch Richard Gere im Kino verkörpert.

Warum ein neues Erotikmagazin für Frauen mehr nackte Mädels als Männer zeigt, was tabu ist – und wo die Hemmschwelle liegt

Nackte Männer gibt es nicht, nur einen Smoking-Träger ohne Hose. Doch sonst rutscht „Alley Cat“, das neue Erotikmagazin für Frauen, nicht unter die Gürtellinie. Auf 100 Hochglanz-Seiten wollen Ina Küper und zwei Kolleginnen „Lust auf die Lust“ machen, thematisieren u.a. „seine Größe“, „Hochglanzluder“ und „die besten Stellungen von Frauen in gehobenen Positionen“. Dazu gibt es Dessous, Schmink-Tipps und Accessoires. Herausgeberin ist Ina Küper, eine 24-jährige Düsseldorferin, die Mode und Design studiert hat.

AZ: Frau Küper, 2004 wurde „Playgirl“ eingestampft. Ist der Markt wieder reif für eine feminine Antwort auf „Playboy“ und „Penthouse“?

INA KÜPER: Es scheint so. Aber anfangs habe ich gar nicht an den Markt gedacht, sondern ans Examen. Wir sollten ein Magazin entwickeln, das es so noch nicht gab. Als Alley Cat fertig war, überzeugten mich die Dozenten, das Magazin zu vertreiben.

Was bedeutet „Alley Cat“?

Übersetzt heißt es streunende Katze, ist aber eine charmante Bezeichnung für Bordsteinschwalbe. Ein Lehrer schlug „Slut“ (Schlampe) vor, aber das war zu hart. Das ist nicht das, was Frauen anmacht.

Was macht Frauen an?

Ästhetische Erotik. Sie mögen es zwar, wenn es auch mal härter zur Sache geht, aber es muss hübsch verpackt sein. Das Heft ist ein Verwöhnprogramm für alle Sinne.

"Keine halbnackten Sixpack-Typen"

Was unterscheidet es von dem früheren „Playgirl“?

Ich kenne nur die damalige Aufmachung und da unterscheiden wir uns schon stark. „Playgirl“ hatte halbnackte Sixpack-Typen auf dem Cover, wir ein subtiles Lifestyle-Bild.

Macht das Lust?

Es gehört einfach mehr dazu, Frauen zu erregen. Das schafft man nicht mit einer platten, plakativen Optik. Und die Hemmschwelle, das Heft am Kiosk zu kaufen, ist geringer.

„Playgirl“ wurde von vielen Schwulen gelesen. Fliegen sie auch auf Ihre Bordsteinschwalbe?

Das wäre wunderbar, aber ich glaube nicht. Der Stil ist zu wenig Gay und zu viel Tussi.

Was ist mit Pornografie?

Pornobilder lehne ich ab. Nur die Texte haben pornografische Elemente. Wir sagen halt Schwanz und nicht Phallus.

Welche Themen sind tabu?

Wenige, aber ich dulde nichts Gewalttätiges oder Fäkalkram. Dinge, die ich mir selbst nicht vorstellen kann, klammere ich aus.

"Charlotte Roche hat die Stimmung gelockert"

Woher wissen Sie, was Frauen wollen?

Ich bin keine Sexpertin, aber eine neugierige, interessierte Durchschnittsfrau, die sich viel mit Erotik beschäftigt.

Aber Sie sind noch sehr jung.

Das ist ein Kritikpunkt, aber ich bekomme viel Input, allein schon durch meinen Freundeskreis. Mädelsabende sind die besten Themenkonferenzen.

Haben Frauen wie Charlotte Roche die Stimmung gelockert?

Sie hat sicher sehr viel dazu beigetragen. Plötzlich trauen sich Frauen grober und offener über Intimes zu sprechen.

Wie viel geben Sie von sich in Ihren Storys preis?

Klar spielt die eigene Erfahrung auch eine Rolle. Ich könnte kein Gleitgel oder Dildo vorstellen, wenn ich’s nicht selber getestet habe.

Was sagt Ihr Freund dazu?

Er unterstützt mich in allen Belangen – auch bei den Tests. So gesehen ist er mein freier Mitarbeiter (lacht).

Wie wichtig ist Ihnen Sex?

Es ist ein Grundbedürfnis wie Essen und Trinken. Eine Beziehung funktioniert nur, wenn es sexuell gut läuft. Krampft man im Bett, überträgt sich das auf alle anderen Bereiche.

„Alley Cat“ zeigt mehr nackte Frauen als Männer. Warum?

Ich bin da von mir selbst ausgegangen. Es reizt mich, andere Frauen anzuschauen. Mädels haben lesbische Tendenzen und schätzen es, wenn man diese Fantasien bedient.

Wie ist die Resonanz?

Ich kriege viele Briefe von Leserinnen, die sich bedanken. Jetzt brauche ich nur noch Anzeigenkunden, denn bisher finanziere ich das Heft aus eigener Tasche.

Dorina Herbst

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