Feiern im Krisenjahr 2009: Partys ja – aber ohne Pomp
Blümchentee statt Schampus – angesichts der Finanzkrise specken viele Veranstalter ihre Galas im Jahr 2009 deutlich ab. Wo im kommenden Jahr noch die Korken knallen und wo nicht mehr - ein kleiner AZ-Partykalender
MÜNCHEN/BERLIN Die größte Silvesterparty steigt heute Abend wieder in Berlin vor dem Brandenburger Tor: Auf 80000 Quadratmetern wird geböllert, getrunken, getanzt und gesungen. Finanzkrise hin oder her, die Menschen lassen sich das Feiern nicht vermiesen. Doch: Wie wird’s nächstes Jahr? Sind Partys im Jahr der heruntergezogenen Mundwinkel und knausrig zugeklemmten Geldbeutel überhaupt noch erlaubt? Wo noch die Sektkorken knallen und wo es nur Blümchentee gibt – das verrät der internationale Party- und Gala-Wegweiser der AZ.
Bei der Oscar-Verleihung heißt es: Runterfahren! Wenn GM-Mitarbeiter ihre Kisten packen und sich in die Arbeitslosigkeit verabschieden, will man es nicht zu sehr krachen lassen. Für die legendäre "Vanity-Fair-Party" wurde die Gästeliste drastisch gekürzt, alte Deko vom vergangenen Jahr soll wiederverwendet werden. "Vanity-Fair"-Chef Graydon Carter: "Es wird alles ein bisschen gemütlicher nächstes Jahr." Kleiner Trost: Hugh Jackman, der frisch gekürte Sexiest Man Alive, wird moderieren. Wenigstens ein Augenklunker für die Damenwelt.
Die für die Goldene Kamera nominierten Schauspieler Anja Kling, Claudia Michaelsen und Mehmet Kurtulus können die schicke Abendgarderobe im Schrank lassen. Aus Spargründen streicht die zum Axel-Springer-Verlag gehörende "Hörzu" die prunkvolle Gala. Die Preisträger sollen stattdessen auf einer Pressekonferenz Anfang Februar bekannt gegeben werden. Dasselbe Schicksal ereilt das "Goldene Lenkrad" und den "Bild"-Medienpreis "Osgar". Die Spendenaktion "Ein Herz für Kinder" soll "in veränderter Form" stattfinden. Springer-Chef Mathias Döpfner hat auch den Neujahrsempfang für Mitarbeiter gestrichen.
Nüsschen statt Gänseleberpastete
Der Bambi stehe aber nicht zur Disposition, sagt Burda-Vorstand Philipp Welte: "Gerade in schwierigen Zeiten brauchen die Menschen mediale Helden."
Der Wiener Opernball soll ebenfalls wie gewohnt stattfinden. Allerdings: Einzelne kriselnde Banken haben ihre Logen schon zurückgegeben, berichtet Organisatorin Desirée Treichl-Stürgkh.
Während im Elysée-Palast zum Neujahrsempfang statt Gänseleberpastete nur noch Nüsschen aufgefahren werden, und die Abgeordneten der russischen Duma in Moskau ganz auf Krimsekt und Kaviar verzichten, ändert sich in der Bayerischen Staatskanzlei am Neujahresempfang von Ministerpräsident Horst Seehofer nicht viel. Luxus herrscht ohnehin nicht: "Es gibt einfache warme Speisen aus bayerischen Regionen", sagt Staatskanzleisprecher Rainer Riedl.
Und wie steht’s mit dem Oktoberfest? Wirte-Sprecher Toni-Roiderer: "Der Wiesn sehe ich voller Zuversicht entgegen: Hunger und Durst haben die Leute immer."
zo