FBI-Agentin Daniela Greene heiratet IS-Terroristen Denis Cuspert

München - Die Geschichte klingt wie ein billiger Spionage-Roman – doch sie spielt in der Wirklichkeit, episodenweise sogar in München: Eine FBI-Agentin wird auf den deutschen Top-Dschihadisten Denis Cuspert angesetzt. Doch statt Erkenntnisse über den IS-Terroristen zu liefern, fliegt die Amerikanerin Daniela Greene (38) nach Syrien und heiratet den Extremisten.
Später stellt sie sich den US-Behörden und wird wegen Geheimnisverrates verurteilt. Ein Teil der Prozess-Akten ist bis heute unter Verschluss, die übrigen entdeckte jetzt ein Reporter des TV-Senders CNN.
Denis Cuspert, 1975 in Berlin geboren, macht zunächst als mäßig erfolgreicher Gangster-Rapper "Deso Dogg" Karriere. Nach einem Autounfall konvertiert er 2010 zum Islam, schließt sich einer salafistischen Gruppierung an und reist 2012 über Ägypten sowie Libyen nach Syrien ins "Kalifat" der Terromiliz IS. Er steigt in deren Führungszirkel auf, wirbt in Videos um neue Kämpfer für den "Heiligen Krieg", posiert mit abgeschlagenen Menschenköpfen.
Greene: "Ich habe wirklich Mist gebaut"
Daniela Greene wächst in Bayern auf. Ihre Eltern sind aus der Tschechoslowakei nach Deutschland geflohen. Als sehr junge Frau heiratet sie einen US-Soldaten und folgt ihm in sein Heimatland. Weil sie fließend Deutsch spricht, stellt der Inlandsgeheimdienst FBI sie als Übersetzerin ein. Ihre Arbeit unterliegt der höchsten Geheimhaltungsstufe: Sie hilft bei den Ermittlungen zu Denis Cuspert, der sich nun Abu Taha al-Almani nennt, sichtet seine Videos, Online-Accounts, Telefonnummern und nimmt über Skype Verbindung zu ihm auf.
Im Juni 2014 bittet die FBI-Mitarbeiterin um die Genehmigung einer Auslandsreise. "Ich will meine Familie sehen", schreibt sie in das Antragsformular. Gemeint sind Greenes Eltern in München. Doch dort kommt die Agentin niemals an. Tatsächlich fliegt sie in die Türkei, überquert die Grenze zu Syrien – und heiratet dort den weltweit gesuchten Terroristen Denis Cuspert.
Glücklich wird sie nicht als Islamisten-Braut. "Ich habe wirklich Mist gebaut", schreibt sie einem Freund, während ihr Mann gegen "Ungläubige" zu Felde zieht. "Manchmal wünsche ich mir, ich könnte die Zeit zurückdrehen." Nach etwa einem Monat flieht Daniela Greene aus dem "Kalifat". Am 8. August 2014 wird sie in den USA verhaftet.
Der Prozess gegen die liebeskranke Spionin findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt – und endet mit einem ungewöhnlich milden Urteil von nur zwei Jahren Haft. Während sie im Gefängnis sitzt, meldet das Pentagon im Oktober 2015, Denis Cuspert sei bei einem Luftangriff auf die IS-Hochburg Raqqah getötet worden. Neun Monate später revidiert das US-Verteidigungministerium: "Es scheint, als hätte Denis Cuspert den Angriff überlebt." Einen Tag nach dieser Meldung kommt Daniela Greene frei.
Ob ihr Terror-Gatte noch lebt, ist lange unklar. Doch im März 2017 taucht ein Video auf: Es trägt den Titel "Abu Talha al-Almani – Habt Ihr gewusst?" Der Deutsch-Ghanaer bittet darin um mehr Unterstützung für die Familien gefallener IS-Kämpfer.