Falle Internet: Opfersuche in sozialen Netzwerken
USLAR/BODENFELDE - Jan O. prahlte in sozialen Netzwerken mit dem brutalen Mord an Nina (14). Die Polizei prüft, ob er noch mehr Verbrechen begangen hat.
„Gestern Mädchen geschlachtet. Jeden Tag eins bis mich erwischen“. So prahlte Jan O. auf der Internetplattform Facebook. Vier Tage, nachdem der mutmaßliche Mörder von Nina (14) und Tobias (13) festgenommen wurde, kommen immer mehr grausige Details ans Licht.
Was die Polizei bereits vermutet, zeigt sich im Internet ganz deutlich: Jan O. war auf der Suche nach weiteren Opfern. Ein 26-Jähriger mit Potenzial zum Serienmörder. Die Polizei prüft derzeit, ob Jan O. noch für weitere Gewalttaten in der Region verantwortlich ist. Ein Psychologe soll jetzt feststellen, ob er an einer psychischen Störung leidet.
Ein junger Mann in Lederjacke, den Arm lässig um die Schultern eines Kumpels gelegt, drei Finger in cooler Pose ausgestreckt. So präsentierte sich Jan O. schon seit längerem in sozialen Netzwerken. Dort war er gezielt auf der Suche nach Mädchen im Alter von 10 bis 16 Jahren. „Welches Girlie will mehr als nur quatschen“, schrieb er zum Beispiel. Was Jan O. wirklich wollte, ist nach den brutalen Morden an den beiden Teenagern tragische Gewissheit geworden. Die Internet-Profile haben die Ermittler mittlerweile gesperrt.
Die Polizei geht davon aus, dass Jan O. am 15. November die 14-jährige Nina aus Bodenfelde durch Erwürgen und Erstechen umbringt und am 20. November Tobias (13). Davor hat er noch einen weiteren Teenager am Bahnhof in Bodenfelde angesprochen. Doch das Mädchen entlockt dem Unbekannten Name und Telefonnummer – was später zur Ergreifung des von Jan O. führt.
Viele hatten die Gefahr falsch eingeschätzt, die von dem 26-jährigen Arbeitslosen ausging: Die Nachbarn in Uslar beschreiben ihn als „ruhigen Jungen“. Wegen schweren Diebstahls wird er in Uelzen zu knapp drei Jahren Haft verurteilt, aber vorzeitig entlassen. Auch die christliche Therapieeinrichtung „Neues Land“, in der er wegen seiner Drogensucht behandelt wurde, entlässt ihn Anfang des Jahres.
Nur sein Vater sagt: „Ich kann mir vorstellen, dass es Jan war.“ Er hat seinen Sohn seit Jahren nicht mehr gesehen. Anders die Mutter: „Mein Sohn ist auch ein Opfer“, sagte sie einer Zeitung in Uelzen. In ihrer Ehe sei Gewalt Alltag gewesen, schilderte die 46-jährige. Der Vater von Jan O. habe sie immer wieder vor den Augen des Sohnes geschlagen.
Zuletzt wohnte Jan O. in einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus in Uslar. Dort fand die Kripo die blutverschmierten Kleider der beiden getöteten Teenager, und wohl auch Fotos, die er am Tatort gemacht hat. „Jan, wenn du nicht rauskommst...“, hat jemand mit schwarzem Edding auf den eingedrückten Briefkasten im Hausflur geschrieben. Die Polizei vermutet, dass reine „Mordlust“ das Motiv für die Taten war. Heute will sich Jan O. zu den Morden äußern. Sein Verteidiger kündigte ein Geständnis an. jo