Fall Trayvon Martin: Wut nach dem Freispruch

George Zimmerman erschoss den 17-jährigen Schwarzen Treyvon Martin – und muss nicht ins Gefängnis. Das Urteil sorgt in den USA für Aufruhr.
von  mab
Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude machen ihrem Ärger über das Urteil im Fall Trayvon Martin Luft.
Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude machen ihrem Ärger über das Urteil im Fall Trayvon Martin Luft. © dpa

 

George Zimmerman erschoss den 17-jährigen Schwarzen Treyvon Martin – und muss nicht ins Gefängnis. Das Urteil sorgt in den USA für Aufruhr.

Sanford - Er ist ein freier Mann, trägt aber aus Angst vor einem Attentat eine Schussweste: Dass George Zimmerman (29) im Februar 2012 den 17-Jährigen Schwarzen Trayvon Martin erschossen hat, war schon vor Beginn des Prozesses klar. Doch der Vorwurf gegen Zimmerman, der Mitglied einer Bürgerwehr ist, wog schwer: Er habe Martin aus rassistischen Motiven getötet und nicht aus Notwehr. Jetzt urteilte eine Jury im US-Staat Florida: „Nicht schuldig“. Der Freispruch spaltet die USA.

„Wir sind empört und untröstlich über das heutige Urteil“, teilte die afroamerikanische Organisation NAACP mit. Entsetzten auch vor dem Gerichtsgebäude. Dort hatten Demonstranten auf Plakaten „Gerechtigkeit für Trayvon“ gefordert. „Er hätte schuldig bekommen müssen. Schuldig, schuldig schuldig!“, wütete die Demonstrantin Mattie Aikens. Weil die Polizei Gewalt und Übergriffe fürchtete, hatte sie ihre Sicherheitsvorkehrungen verstärkt. Im Internet überschlugen sich auf Facebook und Twitter die Postings zu dem umstrittenen Urteil.

Drinnen im Gericht quittierte George Zimmerman den Spruch der Jury mit einem leisen Lächeln. Am regnerischen Abend des 26. Februars 2012 hatte er Trayvon Martin erschossen. Der Teenager war mit ein paar am Kiosk gekauften Snacks auf dem Heimweg, trug eine Kapuzenjacke. Verdächtig für Zimmerman, der den Jungen ansprach. Die Variante des Bürgerwehrlers: Martin habe ihn dann brutal angegriffen und geschlagen. Deshalb habe er geschossen. Nur: An Kleidung und Händen von Martin hatte die Spurensicherung keine DNA-Spuren von Zimmerman feststellen können.

Das Gesetz in Florida kam dem Todes-Schützen zu Hilfe. Wer sich bedroht fühlt darf dort tödliche Gewalt anwenden – selbst wenn er sich durch Weglaufen in Sicherheit bringen könnte. Deshalb urteilte die Jury „im Zweifel für den Angeklagten“. Zuerst hatte die Staatsanwaltschaft auf Mord plädiert, war dann auf Totschlag eingeschwenkt. Prozessbeobachter hatten erklärt, die Anklage sei im Verfahren schlecht aufgestellt gewesen.

16 Stunden und 20 Minuten brütete die Jury aus sechs Frauen über ihrem Urteil. Jede einzelne musste den Freispruch im Gerichtssaal wiederholen. Don West, einer der Anwälte des Bürgerwehrlers, spuckte nach dem Freispruch große Töne. „Die Strafverfolgung von George Zimmermann war eine Schande. Ich bin froh dass die Jury diese Tragödie nicht in eine Travestie verwandelt hat“.

Sybrina Fulton und Tracy Martin, die Eltern des getöteten Trayvor mussten sich das nicht anhören: Sie waren der Urteilsverkündung fern geblieben. Via Twitter schrieb Mutter Sybrina: „Ich werde dich für immer lieben, Trayvon“. Vater Tracy Martin twitterte: „Vielen Dank an alle, die mit uns sind und die mit uns dafür sorgen, dass so etwas nie wieder geschieht.“

 

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